Strand und Palmen statt Schnee und Tannenbaum - Festtage auf den Philippinen

Daniel hat sich endlich eingelebt. Höchste Zeit also, die Location zu wechseln, um einer ganz besonderen Einladung für die Festtage auf den Philippinen zu folgen. Dort wartet neben einem weiteren Bekannten aus der Heimat, Silversterparty, Surf & More

Pallo XOXO

1/24/202423 min read

Am Ende sollte es doch nochmal spannend werden. Und das, obwohl ich nach 30 Tagen eigentlich hätte wissen müssen, dass Last-Minute auf den Philippinen nur bedingt funktioniert. Mit etwas Glück konnte ich schlussendlich zwar irgendwie ein (völlig überteuertes) Flugticket ergattern. Ob der Flug aber tatsächlich planmäßig starten würde, war bis zuletzt unklar. Ganz im Gegensatz zu meinem Visum, dass definitiv am 19.01.2024 ablaufen sollte…

Vielleicht wollte ich zum Schluss einfach nicht wahrhaben, dass die Zeit auf den Philippinen tatsächlich rum ist. Vielleicht waren es auch die Bauchschmerzen, die ich mittlerweile bekomme, wenn etwas frühzeitig und damit nicht spontan gebucht wird. Vielleicht waren es schlicht die Vibes auf Siargao. Warum ich schlussendlich erst einen Tag vorm Ablauf meines Visums ein Flugticket gebucht habe, bleibt vermutlich ein ungelöstes Rätsel. Irgendwie ist die Story meiner Ausreise aber auch sehr passend zu meiner Zeit auf den Philippinen. Holpriger Start, jede Menge Struggles beim Organisieren von Transport und Unterbringung, tägliche Ups and Downs und im Endeffekt doch eine einzigartige Zeit. Was ich 30 Tage im definitiv ungewöhnlichsten Land Südostasiens gemacht habe? Jede Menge! Nachdem ich vor einigen Minuten den offiziellen Ausreisestempel (gerade noch rechtzeitig) im Reisepass ergattern konnte, wird es also Zeit für ein paar Updates.

Das ungewöhnlichste Land Südostasiens

Das ungewöhnlichste Land Südostasiens?! Wie komme ich eigentlich darauf? Ganz einfach: Food, Transport, Unterbringung, Kultur und Menschen. Alles ist in den Philippinen irgendwie anders als im Rest Südostasiens. Entsprechend groß sollte der Kulturschock sein, als Daniel und ich vier Tage vor Weihnachten in Cebu City aus dem Flieger ausstiegen. Ohnehin schon ziemlich fertig von der fast 24-stündigen Anreise von Koh Phi Phi über Krabi bis nach Kuala Lumpur (inklusive semi-gelungener Übernachtung im Capsule-Hotel) dachten wir, dass zumindest die knapp 100km vom Cebu City Airport nach Moalboal flott gehen sollten, um entspannt zum Dinner in unserem ersten Spot auf den Philippines anzukommen. Nachdem wir sogar ein kurzes Meeting und Foto mit zwei Freunden von Daniel machen konnten, die zufällig am selben Tag in Cebu City gelandet waren, war die Zuversicht für die letzte Etappe der Anreise jedenfalls groß.

Und die negative Überraschung umso größer… Bereits das Taxi vom Airport zum Busbahnhof brauchte für 7km weit über eine Stunde. Weil Grab keine wirkliche Option auf den Philippines ist, waren die Taxipreise zudem maßlos übertrieben und wir entschieden uns für den 45$-günstigeren Local-Bus. Während der Ticketkauf dabei sogar überraschend problemlos verlaufen sollte, dauerte die eigentliche Fahrt nochmal fast vier Stunden. Gegen 22 Uhr und nach über 30 Stunden Anreise waren wir so um Erkenntnis Nr.1 reicher: Travel-Days in den Philippinen haben ganz andere zeitliche Dimensionen und erfordern deutlich mehr Planung als gewohnt!

Erkenntnis Nr.2 folgte sogleich: Unterkünfte in den Philippinen sind einfacher als im übrigen Südostasien! Die beliebteren Unterkünfte müssen darüber hinaus deutlich früher im Voraus gebucht werden. Während man für 10€ pro Nacht in Thailand noch wirklich gute Qualität erwarten konnte und eigentlich immer am Vortag buchen konnte, waren in Moalboal kaum gute (preiswerte) Unterkünfte zu finden bzw. schon ausgebucht. Gutes Wifi, Duschen mit Wasserdruck und die sonst üblichen Hygienestandards waren plötzlich eher die Ausnahme als die Regel. Gerade für Daniel, der als Südostasien-Neuling ohnehin noch etwas empfindlicher war, schwierig. Als wir dann noch feststellen durften, dass preiswertes Local-Food abseits von jeder Menge frittiertem, fettigen und selten gutem Essen auf den Philippinen kaum existiert, war der mentale Trümmerbruch gleich am ersten Abend perfekt und wir wären am liebsten direkt zurück nach Thailand geflogen. Mit der Devise „Erstmal eine Nacht drüber schlafen“, ging so ein wirklich durchwachsener erster Tag zu Ende.

Immerhin einen positiven Lichtblick gab es. Die Local-Filipinos und Filipinas, konnten nicht nur wirklich gut Englisch, sondern hatten auch eine unglaublich positive und hilfsbereite Einstellung. Waren wir während der Taxi-Fahrt durch Cebu City noch ziemlich geschockt, von den wirklich simplen Lebensbedingungen in den Gassen der Großstadt und der teils ziemlich aufdringlichen Art, wurde spätestens am nächsten Tag in Moalboal klar, dass die Schreckensgeschichten des Auswärtigen Amts über die omnipräsente Kriminalität auf den Philippinen mal wieder ziemlich übertrieben waren.

Auch kulturell wurden wir am ersten richtigen Tag auf den Philippinen überrascht. Im Gegensatz zum übrigen Südostasien gab es mit überdimensionierte Basketballarenen in jedem Dorf, US-Pop-Musik und allgemein etwas höheren Preisen einen deutlich westlicheren Lifestyle. Darüber hinaus wurden wir durch die in so ziemlich jedem Dorf vorzufindende üppige Weihnachtsbeleuchtung inklusive Fake-Tannenbäumen gerade rechtzeitig daran erinnert, dass Weihnachten unmittelbar bevorstand und auf den mehrheitlich christlichen Philippinen entsprechend gefeiert werden sollte.

Um ebenfalls so richtig in Weihnachtsstimmung zu kommen, stand für Daniel und mich als erstes ein klassischer Roller-Erkundungsday der Region um Moalboal an. Statt Schnee weißer Sand am Strand, statt Tannenbäumen Palmen mit Weihnachtsschmuck und statt Haselnüssen frische Kokosnüsse inklusive Tagalog-Sprachkurs vom Verkäufer („Salamat“). Same same but different und vor allem besser als in Deutschland😉 Auf einem meiner Lieblingsreiseplanungstools „Google Maps“ hatte ich wie so oft außerdem eine spannend aussehende Straße mit dem Ziel „Osmena Peak“ entdeckt. Ohnehin schon im Besitz eines Mietrollers und kurz vor Sonnenbrand am Strand ging es fürs Nachmittagsprogramm also in die Berge der Insel. Ohne Erwartungen gestartet, war die Euphorie entsprechend riesig, als sich herausstellte, dass die Straße mit traumhaftem Blick über die in goldener Nachmittagssonne schimmernde Insel durch Serpentinen und pittoreske Felder ins Zentrum der Insel führte.

Am Zielparkplatz angekommen stand bis zum wirklichen Gipfel noch eine kurze Wanderung an. Insgesamt zwar keine 20 Minuten dafür aber nur mit obligatorischem (und natürlich nicht kostenfreiem) Guide möglich. Bekanntermaßen nicht der größte Fan dieser Guide-Kultur, ist die Idee dahinter gerade auf den sehr bevölkerungsreichen Philippinen doch nachvollziehbar. Mehr Jobs! Für 150 Pesos pro Person (knapp 2,60 €) preislich fair und ausnahmsweise sogar inklusive einer kleinen Überraschung. Unsere Guide brachte nämlich Verstärkung in Form ihres gerade erst 7-jährigen Sohns mit, der uns mit übergroßem Wanderstock und Flip-Flops ausgerüstet ebenfalls zum Gipfel führen wollte. Wohlgemerkt wollte, weil der Kleine sichtlich Spaß daran hatte, den Pfad zum Gipfel in meinem (sonst eher unbeliebten) Speed-Tempo zu joggen und wir uns so ein kleines Wettrennen lieferten. Unten angekommen gab’s für so einen guten Guide natürlich ein kleines Weihnachtstrinkgeld und zur Feier des Tages noch einen kurzen Blick auf die Vorbereitungen eines Sabong. Dazu später mehr 😉

Die übrigen Tage unseres Aufenthalts in Moalboal wollten wir für die Klassiker nutzen. Die Dinge also, die uns überhaupt dazu gebracht hatten, nach Moalboal zu kommen. Als erstes ging es dafür am frühen Morgen zum Schnorcheln mit Wasserschildkröten und den riesigen Sardinenschwärmen am nahegelegenen Riff. Gerade für Daniel, der in Thailand nur einmal kurz geschnorchelt war, eine großartige und mit über einer Stunde im Wasser gleichermaßen sportliche Erfahrung. Dank des guten Local-Fotografen, den wir inklusive GoPro dazugebucht hatten, sogar mit ein paar Erinnerungsfotos. Falls ich nochmal auf Weltreise gehe, auf jeden Fall mit eigener Unterwasserkamera!

Die hätte ich nämlich auch zu den ziemlich coolen Wasserfällen in der Umgebung mitnehmen können. So mussten Canyoneering-Trip zum Kawasan-Wasserfall, Zip-Line-Experience in Super-Man-Pose und Climbing am Aguinid-Wasserfall ohne wirkliches Bildmaterial bleiben. Dafür dann eben: Lebe den Moment oder „making Memories instead of Pictures“. Ein Learning hatten alle Erlebnisse zudem auch ohne Kamera gemein: Sicherheit wird in den Philippinen klein geschrieben. Egal ob Guides, die mich zum Klippensprung bei Wassertiefe von 2 Metern überredeten, oder ZIP-Line-Bremsen, die mir fast eine Nah-Tod-Erfahrung bescherten. Solange es Spaß macht, ist alles erlaubt. Um es mit den Worten eines Guides zu sagen: „What doesn’t kill you, makes you stronger!“🤞Apropos, Daniel hatte den Bogen tatsächlich einmal überspannt. Allerdings im wahrsten Sinne des Wortes und ohne Verletzung. Beim gemeinsamen Bogenschießen war seine Kraft einfach zu groß für das Holz und beim Versuch den Pfeil abzuschießen, zerbrach der Bogen in zwei Teile.

Weihnachten mit Freunden - Merry Christmas in Batangas City

Vier Nächte in Moalboal sollten dann aber auch genug sein. Insbesondere weil ein Event unmittelbar bevorstand, dass bereits seit dem Frühjahr 2023 fest auf meiner Reiseagenda stand. Weihnachten! Und zwar ein ganz Besonderes! Als mein Fußball-Mitspieler und guter Freund Steven im Frühjahr erfuhr, dass ich auf Weltreise gehe, war seine erste Aussage: „Du musst unbedingt auf die Philippinen! Besser noch uns besuchen!“ Uns, weil Steven mit Daisy, einer Filipina, verheiratet ist und die beiden mittlerweile zwei Kids haben. Die Festtage würden die Vier bei Daisys-Family auf den Philippinen feiern. Ich sei herzlich eingeladen. Und natürlich würde ich (inklusive Special-Guest Daniel aka Luca Doncic) auch kommen!

Dafür mussten wir allerdings erstmal nach Batangas City, eine klassische philippinische Großstadt knapp eine Autostunde südlich von Manila auf der Hauptinsel Luzon. Ein kurzer Flug von Cebu City nach Manila, im Anschluss per Taxi nach Batangas. Klang eigentlich ganz easy und für philippinische Verhältnisse nach einem ungewöhnlich kurzen Travel-Day; auch wenn es der 24.12.2023 war. Eigentlich, weil unser Flug einen Tag vor planmäßigem Abflug ersatzlos gestrichen wurde. Kurzerhand musste also notgedrungen ein zeitlich ungünstig später Ersatzflug gebucht werden. Um diesen Flug In Anbetracht des Verkehrschaos in Cebu City nicht auch noch zu verpassen, entschieden wir sicherheitshalber, frühzeitig mit dem Taxi zu fahren. Rückblickend eine absolute 10 von 10 Idee. Als Belohnung dafür gab es nämlich nicht nur eine rechtzeitige Ankunft am Airport, sondern beim Check-In auch das Weihnachtsgeschenk in Form des Angebots kostenfrei einen Flug früher (zur gleichen Zeit wie unser zuvor gestrichener Flug) zu fliegen. Merry Christmas und danke Cebu Pacific 🎅

Knapp drei Stunden später wartete in Batangas City Weihnachtsgeschenk Nr. 2 auf uns - Das Premium-Vier-Sterne-Hotel Pontofino, was wir uns selbst für die Feiertage geschenkt hatten. Zwei separate Räume im Hotelzimmer, guter Wasserdruck, Hotelpool und eigenes Gym. Auch wenn die Organisation des Frühstücks sehr zu wünschen übrigließ, nach den dürftigen Nächten in Moalboal für mich eine sehr willkommene (für Daniel eine nötige) Abwechslung und beste Rahmenbedingungen für die obligatorischen Weihnachts-Calls mit der Family und/oder der Freundin (Grüße gehen raus an Daniels Anna✌️).

Ausgeschlafen war es am nächsten Morgen dann finally Zeit für unsere Local-Filipino-Weihnachtsparty mit Steven und seiner Family. Abseits von „bringt Durst mit“ und „kommt gegen 11 Uhr morgens vorbei“ hatten wir zwar noch nicht einmal eine Adresse, die Vorfreude war aber trotzdem auf Maximum. Nachdem auf meinem Handy dann eine Nachricht mit „Sto Domingo, Purok 1“ aufleuchtete und in einer Sprachmemo erklärt wurde, notfalls nach „Mama Ingo Delen“ zu fragen, ging es also offiziell los; und zwar erstmal auf die Suche. Eine Local-Adresse auf den Philippinen zu finden, ist nämlich etwas schwieriger als in Deutschland. Meist werden die Gebiete abseits der Städte nur mit Ortsnamen beschrieben und in sogenannte „Puroks“ aufgeteilt, die einer kleinen Siedlung von etwa 10-20 Häusern vergleichbar sind. Weil man die Puroks auf Google Maps allerdings nicht findet und die Dorfnamen häufig größerer Regionen umfassen, versuchten wir dem Taxifahrer erstmal nur die grobe Richtung zu beschreiben. Sichtlich verwirrt und vermutlich mit dem Gedanken „Was wollen die beiden westlichen Touris im Nirgendwo?“ glaubte der allerdings, dass wir uns in der Adresse irren würden. Weil er nach eigener Aussage selbst noch nie in dieser Region gewesen sei, brauchte es erst weitere Erklärungen und Überzeugungsarbeit bis wir endlich losfuhren.

Den Purok 1 fanden wir zwar nicht, aber im Gebiet von Purok 3 konnte unser Taxifahrer von ein paar Locals die grobe Richtung erfahren. Als wir dann ein zweites Mal anhielten, um nach „Mama Ingo Delen“ zu fragen, fingen die Locals an, wild zu diskutieren und zeigten nach einigen Augenblicken gemeinsam zum Nachbarhaus. Dort stand im Eingangsbereich ein verdächtig bekannter blonder Mann, der unmöglich Filipino sein konnte. Wir hatten Steven gefunden! Und Ratsch und Feuer und Danke!

Einige Umarmungen, Vorstellungen und „Merry Christmas-Wünsche“ später, saßen wir auch schon mit den Männern der Family am Open-Air-Tisch und stießen gemeinsam mit dem ersten „Red-Horse-Bier“ des Tages an. Zwar noch 11 Uhr morgens, aber was soll’s. Andere Länder, andere Sitten bzw. andere Länder, andere Gastfreundschaft! Während uns noch erklärt wurde, wer, wie zu welcher Familie gehört, bekamen wir nämlich schon ein eigenes Buffet aufgetischt, bei dem von Shrimps, über Hähnchen, bis Fisch alles dabei war. Der im Vorgriff von Steven mehrfach angekündigte Gin(ebra S. Miguel) durfte natürlich auch nicht fehlen, um sich für das obligatorische Videoke vorzubereiten. Nachdem die Geschenke inklusive Geldregen dann ebenfalls verteilt waren, konnten die Mikros gestartet werden. Zwischen BackStreetBoys, dem tanzenden Bruder Isak und jeder Menge Ginebra entwickelte sich so eine ziemlich einzigartige Weihnachtsparty, in deren Verlauf wir per Local-Bus noch zu weiteren Verwandten fuhren und schließlich gegen 20 Uhr mit kleiner Runde an der Hotel-Bar im Pontofino endeten. Erkenntnis des Tages: Alle Filipinos können gut singen und definitiv gut feiern!

Allerdings nicht nur das. Am meisten waren Daniel und ich von der Freundlichkeit und der positiven Lebenseinstellung der Menschen beeindruckt. Trotz der häufig deutlich schwierigeren Lebensumstände und der einfachen Bedingungen, mit denen viele der Nachbarn und Bekannten von Daisys Familie leben, war durchweg Optimismus und ein Lächeln im Gesicht der Menschen zu finden. Gerade in Anbetracht der in Deutschland gern gelebten Kultur des Meckerns bei absolutem Wohlstand für Daniel und mich definitiv etwas, dass in Erinnerung bleiben wird und irgendwie zum Nachdenken angeregt hat. Einfach ein ganz besonderes und sicherlich einmaliges Weihnachten. Danke für die Einladung, Steven & Daisy 🫶

Als Katerprogramm stand für den nächsten Tag außer Pool kaum etwas an. Immerhin für den Marsch zur lokalen Shopping-Mall, von denen es auf den Philippinen in jeder Stadt gefühlt 100 Stück gibt, konnten wir uns motivieren und durften vor Ort feststellen, dass wir als einzige Touristen wahrscheinlich das größte Highlight in der Mall waren. Umso cooler war dafür der Spontanbesuch von Steven und seinem Schwager in unserem Hotel. Einerseits, weil er ein Überraschungspräsent meiner Eltern aus Deutschland mitbrachte (hab mich total gefreut 😊), andererseits, weil sein Schwager uns mit „MGM“ echt gutes und authentisches Local-Filipino-Food zeigte, das wir sonst nie gefunden hätten.

Als Pauschaltourist getarnt auf Boracay

Weil wir vor Silvester trotzdem noch etwas Erholung brauchten, hatten wir für die nächsten Nächte ein Hotel auf Boracay gebucht. Bekannt für einen der schönsten Strände der Welt, gutes Nachtleben und jede Menge Pauschaltouristen zwar nicht unbedingt auf meiner Bucketlist. Wegen der einmaligen Chance, per Fähre direkt von Batangas City zu fahren und dem Mangel an wirklichem Alternativprogramm für drei Nächte aber insgesamt okay.

Insbesondere die Fahrt mit der Fähre sollte so auch direkt ein Erlebnis werden. Irgendwie in dem riesigen Fährterminal über zwei Schalter und gefühlt zehn Sicherheitskontrollen in den offiziellen Wartebereich gekommen, stand unsere Fähre zum vorgesehen Abfahrtszeitpunkt nicht mal auf der Anzeigetafel. Touristen gab es außer uns nicht wirklich, sodass mit jeder zusätzlichen Minute die Unruhe größer wurde. Haben wir die Fähre verpasst? Ist die Fähre gestrichen worden? Ist die Anzeigetafel veraltet? Nichts von alledem! Wie so oft liegt in der Ruhe die Kraft. Philippinische Zeitrechnung funktioniert einfach etwas anders und knapp 45 Minuten nach planmäßiger Abfahrt erschien unsere Fähre endlich auf der Anzeigetafel. Wenige Minuten später standen wir auch schon an Deck und durften mit Erstaunen feststellen, dass wir unsere Plätze für die kommenden 10 Stunden in einem riesigen Raum voller (äußerst einfacher) Hochbetten selbst aussuchen durften. Fenster gab es keine, dafür frische Meerluft, jede Menge Lärm und Kakerlaken auf den Toiletten. Maximale Local-Experience!

Ganz so schlimm, wie es uns im ersten Moment vorkam, sollte es aber gar nicht werden. Daniel war bereits nach 20 Minuten in dem gar nicht so unbequemen Bett eingeschlafen, während ich diverse Podcasts anhörte. Nachdem er wieder aufgewacht war, packten wir spontan das Geschenk meiner Eltern aus und nutzten als gelungen Zeitvertreib das Escape-Game, das wir unter den Augen von drei ziemlich interessierten Filipino-Kids souverän meisterten. Wenig später fuhren wir mit Sunset im Rücken pünktlich im Hafen von Caticlan ein und standen nach einem weiteren kurzen Fährentrip vor unserem Hotel auf Boracay.

Rückblickend würde ich fast so weit gehen, die Fährentour als mein Boracay-Highlight zu bezeichnen. Natürlich war der „White Beach“ auf Boracay unglaublich schön und natürlich waren die Restaurants auf der Insel absolut lecker. Boracay selbst war aber vor allem eins: Voll von Touristen. Gerade an der Strandpromenade vom White Beach war Tag und Nacht kaum ein freier Spot zu finden und die Preise waren im Vergleich zu den ohnehin schon etwas teureren Philippinen nochmal teurer. Zwischen all dem Trubel waren es hier die kleinen Dinge, die im Kopf geblieben sind. Der Nachmittag am deutlich ruhigeren „Puka-Beach“, ohne Internetverbindung dafür mit super interessanten Gesprächen zwischen Daniel und mir, oder die Sunset-Boot-Tour, die dank eines überragenden Filipino-Sängers einen unerwartet nicen Vibe hatte. Falls man auf klassischen Pauschal-Strand-Tourismus steht, ist Boracay sicherlich der Place-to-Be auf den Philippinen. Für uns war nach drei Nächten aber höchste Zeit zum Weiterziehen.

New Years in El Nido

Das nächste große Event stand nämlich schon wieder unmittelbar bevor: Silvester oder in der englischen Kurzform NYE. Um das entsprechend feiern zu können, galt es am 30.12 eine Travelday einzubauen, damit wir rechtzeitig in El Nido, Palawan ankommen. Ohnehin bekannt als Backpacking-Party-Town war die Entscheidung für diese Location spätestens klar, als Teja, eine Travel-Freundin aus Slowenien, die ich in Laos kennengelernt hatte, mir schrieb, ebenfalls in El Nido zu feiern. Zwei Flüge und eine schier endlose Van-Reise später standen wir so nach knapp 14 Stunden in El Nido. Weil wir Teja unterwegs schon treffen konnten, ging es nach gemeinsamen Abendessen direkt ins Bett, um sich gut auf den nächsten Tag vorzubereiten.

Sicherlich eine sinnvolle Entscheidung, denn am 31.12 gab es den ersten Shot schon um 16:30 Uhr. Eigentlich nur für den letzten Sunset des Jahres in eine Bar gefahren, durften wir direkt feststellen, dass bereits alles auf Party ausgerichtet war. Der Versuch, langsam zu starten, gestaltete sich entsprechend schwierig und wurde spätestens im Friends-Hostel unmöglich, als wir dank Maycee, einer Filipina, die wir kennengelernt hatten, plötzlich 8 Drinks von den Kellnern bekamen und keinen einzigen bezahlen sollten. Mit entsprechend großem Selbstvertrauen stand im Anschluss dem Versuch, Daniel und mich auf die Rooftop-Party einzuschleusen nichts mehr im Weg. Mangels verfügbarer Tickets eigentlich Einlass-Stopp, war der Plan, um doch ausnahmsweise reinzudürfen, schnell gefunden: „Silvester-Überraschungsbesuch des Boyfriends aus Deutschland!“ Wie sollte im Vorverkauf ein Ticket erworben werden, wenn Teja bis zum 31.12 nichts davon wusste, Besuch zu bekommen? 🦊 In der Theorie todsicher. In der Praxis eine 7,5 von 10. Jede Menge Diskussion, fake Liebesbekundungen und monetäre Angebote später, standen wir jedenfalls allesamt auf dem Rooftop und konnten den Start ins Jahr 2024 mit Feuerwerk und Drinks genießen.

Zwischen Straßenparty und den Beach-Clubs, von denen es in El Nido jede Menge gibt, war für mich gegen 2 Uhr schließlich die Entscheidung gereift, eine kurze Pause zu machen. Weil Pause im Hotelbett aber meistens nur semi-gut funktioniert, gab es stattdessen einen längeren Nap bis 5 Uhr morgens und jede Menge verpasste Anrufe der übrigen Party-Crew. Gerade zum Sonnenaufgang wieder wach und mit jeder Menge neuer Energie ging es für die After-Hour-Party also nochmal an den Strand, wo Teja und einige Locals immer noch am Feiern waren. Mit Bluetooth-Speaker, Red-Horse-Beer und einigen Straßenhunden (von denen gibt es in den Philippinen unglaublich viele) wurde so bis zum europäischen NYE um 7 Uhr durchgezogen und die Friends in Germany (Grüße gehen raus an Michi, David und Stelle 🫶) mit einem Videocall aus dem Meer überrascht. Nach dem ersten Breaky in 2024 hieß es gegen 8:30 Uhr dann finally Bett. Andere Länder, andere Zeiten!

Und keine Party ohne Verluste. Auch das durfte ich mal wieder lernen. Die grandiose Idee, den gesamten Oberkörper mit Body-Painting zu bemalen, gefiel meinem Lieblingshemd nämlich weniger gut. Seit NYE zieren nunmehr diverse Flecken in orange und lila mein Hemd und alle Versuche, es irgendwie zu reinigen, blieben bisher erfolglos. Falls ihr Reinigungstipps habt, gerne her damit 🙏

Am besten hätte ich das Hemd vermutlich einfach direkt am 01.01.24 zum Laundry-Service bringen sollen; bevor die Flecken wirklich einziehen konnten. Weil für den 02.01. aber mit einer dreitätigen Bootstour nach Coron direkt der nächste Programmpunkt angesetzt war, der einer gewissen Vorbereitung bedurfte, blieb hierfür zwischen Ausruhen, Katerfrühstück und temporärem Goodbye-Daniel einfach keine Zeit.

Der lange Weg zurück

Temporäres Goodbye, weil Daniel für die dreitätige Insel-Hopping-Tour inklusive Übernachtung in Strandhütten, nicht zu motivieren war. Keine Garantie für stabiles Internet, das Risiko von Seekrankheit und die Angst vor fehlendem Komfort waren für ihn einfach too much. Während er also ein paar Tage in El Nido chillen wollte, ging es für mich mit Teja, die ich kurzfristig akquirieren konnte, zur Keeloma-Island-Tour nach Coron. Weil Bilder hier vermutlich mehr sagen als Worte, seht selbst!

Einsame Traumstrände, strahlender Sonnenschein, türkisblaues Wasser, Schnorcheln, gutes Essen und Beachvolleyball! Nachts in Strandhütten unter dem Sternenhimmel und dazu eine ziemlich bunt gemischte Truppe an Gästen mit jeder Menge Storys von Südafrika bis venezianischen Gondoliere.

Angekommen in Coron war mein Plan eigentlich klar. Fährticket für den nächsten Morgen finden und zurück nach El Nido für die Reunion mit Daniel. Leichter gesagt als getan. Fähren gibt es zwischen El Nido und Coron nämlich nur einmal täglich und am Vortag ein Ticket zu bekommen ist faktisch unmöglich. Mit meiner sonst üblichen Last-Minute-Buchung-Einstellung hatte ich natürlich nicht vorgesorgt und durfte Daniel so am frühen Abend mitteilen, dass sich meine Rückkehr um einen Tag verzögert. Gestrandet in Coron sozusagen. Um immerhin für den nächsten Tag auf Nummer sicher zu gehen, holte ich mir direkt bei Ankunft die mündliche Garantie des Hostelbesitzers, rechtzeitig ein Ticket für den Folgetag zu beschaffen. Weil Teja und ich mit einem Full-Day-of-Diving auch direkt ein cooles Programm für den ungeplanten Tag in Coron gefunden hatten, sollte es in Vorbereitung darauf entsprechend früh ins Bett gehen.

Es blieb beim „sollte“… Denn als um 3 Uhr morgens einer der Gäste im Dorm, ein Typ aus Saudi-Arabien, von seiner Party zurückkam, wurde für den Rest im Dorm die Nacht abrupt beendet. Aufgeweckt durch die laufende Dusche dachte ich zuerst, dass einfach vergessen wurde, die Dusche abzustellen und in wenigen Minuten alles wieder gut ist. Als der Saudi-Arabier dann aber begann, maximal laute und maximal seltsame Geräusche irgendwo zwischen Stöhnen, Husten und Würgen kontinuierlich von sich zu geben, war an Schlaf kaum noch zu denken und die unweigerliche Frage, „betrunken oder krank“, schwirrte in meinem Kopf umher. Selbst mit Kopfhörern und Podcasts waren seine Laute unmöglich zu überhören und zunehmend drängte sich das Gefühl auf, dass der Typ demnächst in den Raum kotzt… Gerade, bevor ich aufstehen wollte, wurde es plötzlich ruhig und ich schlief schließlich wieder ein. Die Überraschung gab’s insofern erst am nächsten Morgen. Direkt vor meinem Bett lag ein nackter Saudi-Arabier auf dem Fußboden. Seine Klamotten waren überall im Dorm verteilt und sein Bett sehr wahrscheinlich vollgekotzt. Wer nichts verträgt, sollte lieber nichts trinken oder zumindest die Nacht im Bad verbringen. Weil der Kollege nichts von beidem beachtete, gab’s nach gemeinsamem Antrag der restlichen Dorm-Gäste den maximal berechtigten Rausschmiss am nächsten Tag. Verdienter Platz 1 auf meinen schlimmsten Hostel-Dorm-Erfahrungen.

Trotz wenig Schlaf und minimalistischem Frühstück sollte der Diving-Day dafür überragend werden. Drei Tauchgänge, davon zwei in und um die für Coron-typischen Schiffswracks. Erfahrung hatte ich im Wracktauchen zwar noch nicht wirklich sammeln können. Mit gewohnter philippinischer Leichtigkeit versicherte mir mein Dive-Instructor aber, dass es schon irgendwie funktionieren würde. Anfangs entsprechend nervös, gestaltete sich gerade das zweite Wrack abseits meines leicht überhöhten Sauerstoffverbrauchs tatsächlich ziemlich easy. Und oh mein Gott, was ein Erlebnis! 45 Minuten durch Fischschwärme und dunkle Gänge eines riesiges Schiffswrack tauchen. Verdienter Platz 1 - diesmal für den besten Tauchgang.

Erst eine WhatsApp-Message bremste meine maximale Euphorie wieder schlagartig. „I’m sorry, but I couldn’t find you a Ticket for tomorrows Ferry…“. Trotz mündlicher Garantie konnte mein Hostelbesitzer also kein Ticket organisieren. Yippie, noch eine Nachricht an Daniel und noch eine Nacht in Coron… Wegen einer ausgefallenen Fähre seien darüber hinaus auch für den übernächsten Tag schon alle Tickets vergriffen. Gestrandet in Coron, Kapitel 2! Einzige Option meine Odyssee zu beenden und ein Last-Minute-Ticket zu ergattern, sei nach Aussage meines Hostelbesitzers, gegen 5 Uhr morgens als erster Kunde zum Ticketschalter zu fahren und auf ein durch Stornierung freigewordenen Spot zu hoffen. Zeitlich zwar absolut unattraktiv und die Chance eher gering. Weil ich aber unmöglich zwei weitere Tage in Coron verbringen wollte, stand ich mit geringer Hoffnung am nächsten Morgen tatsächlich um 4:45 Uhr vor dem Ticketschalter…und wurde belohnt! Ohne Diskussion bekam ich direkt ein Ticket und durfte knapp zwei Stunden später in der Fähre feststellen, dass mindestens 20 weitere Plätze freiblieben. Ausgebucht versteht man auf philippinisch anscheinend etwas anders?!

Goodbye Daniel - El Nido Part II

Whatever, ich war froh Daniel überraschen zu können und immerhin noch einen gemeinsamen Tag mit ihm in El Nido zu verbringen. Schließlich hatten wir uns fest vorgenommen, eine der klassischen El Nido-Touren, die hier zur einfacheren Vergleichbarkeit (und durch das Tourismusministerium vorgeschrieben) schlicht Tour A – Tour D genannt werden, zum Abschluss zu machen. Zusätzlich wollte ich unbedingt die Kletterwanderung zum Taraw Cliff auschecken, die mittlerweile zwar illegal, mit entsprechenden Kontakten aber trotzdem noch möglich sein sollte. Ein bisschen Organisation später stand also der Plan für unseren Last-Day in El Nido: 4 Uhr morgens Taraw Cliff, 9 Uhr morgens Tour A.

Zumindest in der Theorie. Als ich unchristlich früh am nächsten Morgen um 4 Uhr am vereinbarten Treffpunkt stand, war außer mir nämlich niemand vor Ort. Mein per WhatsApp kontaktierter Guide Bryan hatte irgendetwas missverstanden und ging davon aus, ich würde nicht zur Tour kommen. Kurzfristiger Ersatz sei nicht verfügbar. Ich könne mich wieder hinlegen und die Tour am nächsten Tag machen. Danke für nichts… Nochmal würde ich auf jeden Fall nicht so früh aufstehen!

Wenigstens die Tour A, die für 9 Uhr gemeinsam mit Daniel anstand, lief wie geplant. Allerdings maximal touristisch und unglaublich überlaufen. So sehr, dass mir erstmals so richtig klar wurde, wie viel besser die Island-Hopping-Tour nach Coron war. Während Teja und ich auf der Tour immer wieder dachten, dass die unzähligen einsamen Strände teilweise gar nicht so besonders seien, änderte sich spätestens in Anbetracht der Menschenmassen am „Seven Commandos Beach“ meine Meinung. Einsame Strände kann man in unmittelbarer Nähe zu El Nido kaum finden! Wenigstens die Kajak-Runde durch die „Big Lagoon“, die Tour A abschließen sollte, gab Daniel und mir das Gefühl, die großartige Natur für uns zu haben. Zwar nur für einen kurzen Moment, aber trotzdem genug, um einen nicen Abschluss für unsere gemeinsame Zeit zu haben.

Außer der gemeinsamen Fahrt nach Puerto Princesa und einer letzten Nacht am Airport stand nämlich nichts mehr auf unserem Restprogramm. Nach relativ genau fünf Wochen und einem letzten gemeinsamen Dinner war es für Daniel Zeit, zurück nach Deutschland zu fliegen. Zum Schluss fast schon zum Südostasienveteran avanciert, waren es definitiv wilde und erlebnisreiche Wochen mit jeder Menge Ups und Downs. Von Lebensmittelvergiftung und Pub-Crawl-Marathon in Thailand, bis Kulturschock und Festtage auf den Philippinen war so ziemlich alles dabei. Unmöglich hier jede Story zu erzählen. Dafür waren es einfach zu viele und manchmal für Details zu wilde (Frankreich) Tage. Eins ist aber sicher: Es war absolut unvergesslich.

Solo-Tripping von Bohol bis Siargao

Und für mich noch nicht vorbei. Bis zum Ablauf meines Visums blieben mir noch zehn Tage auf den Philippinen, die ich unbedingt nutzen wollte. War ich anfangs noch geneigt, gemeinsam mit Daniel abzureisen, um vorzeitig nach Australien zu fliegen, hatte ich mich mittlerweile so gut an die philippinische Kultur gewöhnt, dass die Vielzahl an Reiseideen mich ernsthaft überlegen ließen, mein Visum sogar zu verlängern. Die finale Entscheidung wurde so mal wieder auf den Tag von Daniels Abreise vertagt und lautete schlussendlich maximal spontan Bohol. Weil der Flug dorthin aber erst am übernächsten Tag ging, wurde ebenso spontan mit dem Puerto-Princesa-Subterranean-River noch eins der New7Wonders of Nature ausgecheckt.

Bohol wollte ich vor allem nutzen, um Free-Diving an den dafür bekannten Spots mit Sardinen und Flugzeugwrackteilen auszuprobieren. Nicht beachtet hatte ich bei diesem Plan allerdings, dass ich mit dem „CocoFarm-Hostel“ ein absolutes 10 von 10-Hostel buchen würde. Keine fünf Minuten nach Ankunft saß ich direkt mit gefühlt allen Gästen des Hostels beim gemeinsamen Dinner und wenig später auf einem Boot zum überraschend beeindruckenden Glühwürmchen-Watching. Die am nächsten Morgen angesetzten Party-Boot-Tour konnte ich bei dem Vibe natürlich unmöglich verpassen.

Statt Freediving also Bootstour, Bier und Shots ab 6:30 Uhr morgens. Andere Länder, andere Zeiten! Diesmal aber nicht ganz ohne Grund. Die größten Chancen, Delfine zu sehen, hat man nämlich in den frühen Morgenstunden. Und ohne zu übertreiben: Es waren mindestens 20, die unser Boot eine Weile begleiteten, bis wir schließlich an der ersten Insel zum Schnorcheln ankerten. Auch wenn dank All-You-Can-Drink auf der Rückfahrt der ein oder andere Ausfall zu beklagen war, funktionieren Bootspartys irgendwie immer.

Weil der Vibe der Gruppe auch ohne Alkohol stimmte, ging es am nächsten Tag per Roller auf die klassische Island-Sightseeing-Tour. Insgesamt nicht außergewöhnlich spektakulär dafür mit einer wilden Offroad-Erfahrung beim Versuch trotz strömendem Regen einen Wasserfall zu erreichen. Anscheinend eine trotz ihres schlechten Zustands so häufig genutzte Straße, dass jemand auf die Idee kam, kurz nach dem Ende der Matschpiste eine Do-It-Yourself Car-Wash-Station aufzubauen. Für 5 Pesos ein Schnapper und ohnehin schon völlig durchnässt definitiv das Tageshighlight der Tour.

Weil eine Verlängerung meines Aufenthalts im Hostel mangels freier Kapazitäten leider nicht möglich war, hieß es nach der dritten Nacht wieder einmal weiterziehen. Immerhin für eine absolut skurrile Local-Shopping-Tour und den irgendwie obligatorischen Besuch bei Jollibee (philippinische Fast-Food-Kette, von der ihr lieber Abstand halten solltet) war noch Zeit, bevor meine Fähre am frühen Abend zurück nach Cebu City gehen sollte. Von dort würde am nächsten Morgen mein Flug zum letzten Spot meiner Philippinenreise gehen. Erstmals von Jannik und Lisa im August und seitdem unzählige weitere Male gehört, war diesmal keine lange Überlegung für die Destination nötig. Schon seit Monaten stand eine philippinische Insel unverändert ganz oben auf meiner Bucket-List und konnte unmöglich geskipped werden. Das Beste kommt zum Schluss. Let’s go to Siargao!

Und zwar mit dem Flieger um 6 Uhr morgens 😴 Beste Gelegenheit also, endlich mal auszuprobieren, wie es ist, eine Nacht am Flughafen durchzumachen. Fazit: Lasst es! Bei Ankunft im Hostel in Siargao war ich so übermüdet, dass ich zur Feier des Tages direkt mal mein Handy im Van liegen lassen sollte. Weil ich weder Namen des Fahrers noch Nummernschild in Erinnerung hatte und zu allem Überfluss der Akku meines Handys leer war, musste ich also alle Hoffnung in die beiden Filipinas an der Rezeption des Hostels setzen, die versuchten irgendwie telefonisch Kontakt zur Van-Company herzustellen. Eigentlich aussichtslos hatte ich ausnahmsweise das Glück auf meiner Seite und nach einigen Minuten die frohe Botschaft, dass mein Handy im „Office“ der Van-Company liegen würde. Wo dieses „Office“ sein würde, konnte allerdings niemand so richtig sagen🫡

Ausgerüstet mit einem Zettel voller Adressen und Namen ging es also in ein TukTuk und gemeinsam mit dem Fahrer auf die Suche. Zehn gefragte Locals und drei Stopps später hatten wir es anschließend tatsächlich bis zum Purok geschafft, in dem mein Handy vermutet wurde und konnten mit den Hausbesuchen beginnen. Direkt der zweite sollte ein Treffer sein. In einem Raum der mehr nach Wohnzimmer als nach Office aussah, stand eine Frau mit einem schwarzen Handy in der Hand; meinem Handy. Selten so viel Erleichterung verspürt und selten so sehr aufs Bett gefreut.

Siargao wäre aber nicht Siargao, wenn ich tatsächlich im Bett gelandet wäre. Auf halber Strecke durch die Hostellobby wurde ich vielmehr von Chris, einem Briten, und Philipp, einem Filipino, abgefangen, die von meiner Suche erfahren hatten. Nachdem ich von meiner erfolgreichen TukTuk-Tour berichtete, wurde ich von den beiden kurzerhand auf eine Inselerkundungstour eingeladen und saß wenig später auf dem Roller Richtung Coconut-Viewpoint. Weil die Müdigkeit auf dem Roller wie weggeblasen erschien, ging es so fast den ganzen Tag über die Insel und die Gruppe für die anstehenden Tage war gefunden.

Insbesondere, weil Chris für den Folgetag zwei Surflehrer an der Hand hatte und wie ich auf Siargao unbedingt das erste Mal surfen wollte. Zusammen mit Philipp, Chris x 2, Cle und Charlotta ging es so am frühen nächsten Morgen zum Secret Beach, wo alle ihre Surfboards erhielten und wir uns nach kurzer Trockenübung in die Wellen stürzten. Nachdem ich direkt beim ersten Versuch auf dem Board stand und gefühlt über das Wasser schwebte, war ich so angefixt, dass ich über zwei Stunden das Wasser nicht mehr verlassen wollte. Auch wenn es auf den Videos später eher nach Schrittgeschwindigkeit aussah, gab mir das Surfen in den Momenten, wo ich auf dem Board stand, eine absolut einmalige Mischung aus Speed, Spaß und Adrenalin. Das Restprogramm für Siargao war jedenfalls klar. Surfen, Surfen und Surfen!

Am nächsten Morgen mit vergrößerter Truppe (inklusive meiner neuen Lieblingsdormnachbarin Asta aus Dänemark) also dasselbe nochmal und wieder einen Tag später same, same but different Spot. Höhere Wellen, kleinere Boards und deutlich mehr Struggles. Dafür umso geileres Gefühl, wenn man doch mal eine gute Welle erfolgreich surfen konnte. Selbst als meine Schultern nach drei Tagen eigentlich am Limit waren, hätte ich unmöglich für den nächsten Tag absagen können. Neben dem ohnehin schon super geilen Vibe hatten wir für Tag 4 zum Abschluss nämlich einen gemeinsamen Tageausflug mit Boot und Boards organisiert, um abseits der beliebteren Spots komplett allein surfen zu können. Auch wenn sich das Paddeln zum Spot wie ein Halbmarathon anfühlte und das Wetter nicht unbedingt mitspielte ein weiterer 10 von 10 Tag.

Vermutlich könnte ich hier über Siargao noch seitenweise berichten. Manchmal reicht aber auch ein einziges Wort: Vibe. Und das war Siargao. Ein einziger Vibe. Egal ob Menschen, Restaurants, Shops oder Partys. Egal ob Regen oder Sonnenschein. Surfing and Good-Vibes only.

Eigentlich war’s das jetzt. Wäre da nicht eine noch ungeklärte Frage: Was war eigentlich mit diesem Sabong auf Cebu? Sabong ist ein Wort in Tagalog (Amtssprache auf den Philippinen) und bedeutet so viel wie Hahnenkampf. Während K.I.Z. in 2007 nur darüber rappten, ist der Hahnenkampf in den Philippinen tatsächlich real und so etwas wie Volkssport Nr.1. Entsprechend euphorisch war ich, als ich in Cebu die Locals bei den Vorbereitungen für das Event beobachten konnte. Der Dunkelheit geschuldet mussten Daniel und ich zwar vor Beginn weiterfahren, das Interesse war aber geweckt. Fast schon in Vergessenheit geraten kam mir der Sabong erst bei einer Höhlentour auf Siargao wieder in den Sinn und weil’s bekanntermaßen nichts kostet, fragte ich einfach mal unseren Guide John zu seiner Meinung dazu. Was soll ich sagen… Ich hatte einen Volltreffer gelandet. John war nicht nur Trainer, Züchter und begeisterter Sabong-Fan zugleich, sondern hatte auch das komplette Trainings- und Waffenarsenal direkt im Rucksack dabei. Von Klingen, die man den Hähnen vor dem Kampf an die Beine schnallt (und vergiftet?!?!?), über Sparring-Ausrüstung, um Verletzungen beim Training der Hähne vorzubeugen, bis hin zu Adrenalinpillen, um die Gockel so richtig auf Stimmung zu bringen. Für uns Europäer mag es zwar bestialisch erscheinen, für die Filipinos gehört es einfach zur Kultur. Mit Johns Worten: „In der Arena nennt man die Buchmacher Christos. Ganz einfach, weil du beim Hahnenkampf mehr ehrliche Menschen triffst als in der Kirche!“

Ein schwerer Anfang ergibt ein gutes Ende – Merci Philippines

XOXO Pallo