Kulturschock rückwärts in Down Under
Es ist soweit! Ich lasse Südostasien hinter mir und wechsele nicht nur den Kontinent, sondern gefühlt meinen gesamten Backpacking-Lifesytle. Mit Auto und Zelt die East-Coast entlang. Down Under, here we go!
Pallo XOXO
4/6/202412 min read
Wenn man in Deutschland über Sehnsuchtsreiseziele spricht, wird gerade in der jüngeren Generation besonders häufig ein Land am anderen Ende der Welt genannt. Endlose Strände neben grünen Regenwäldern, das unglaublich riesige Outback, einzigartige Tierwelten und 365-Tage-Sonne. Dazwischen ein bunter Mix aus abgelegenen Farms, Laid-Back-Surftowns und modernen Metropolen mit stets freundlichen Menschen. Die Rede ist natürlich vom Land Down Under – Australien.
Einem Land, das für mich überraschenderweise nie wirklich hoch auf der Travel-Bucketlist stand. Zu sehr Europa, zu sehr Mainstream, zu sehr… ja, was eigentlich?! Während ich durch Südostasien tourte, stellte ich mir nämlich plötzlich relativ oft die Frage, ob Australien nicht doch genau mein Ding ist. Angefangen mit den unzähligen Aussies (=Australiern) in Südostasien, die mit ihrer Mischung aus Coolness und Abenteuerlust zu meinen absoluten Lieblingstravelbuddys zählten, war ich zunehmend auch von der unglaublichen Vielseitigkeit des Landes fasziniert. Als dann nach 6 Monaten Südostasien zunehmend das Gefühl in mir aufkam, endlich mal wieder in ein Land zu reisen, dass halbwegs geordnet ist, war die Entscheidung relativ einfach. Let’s fly nach Australia.
Leichter gedacht als getan! Im Vergleich zu Australien sind die südostasiatischen Länder nämlich winzig. Wer in Down Under alle Facetten entdecken möchte, braucht Monate eher Jahre und hat selbst dann vermutlich nur einen Bruchteil gesehen. Weil Australien mit 25 Millionen Einwohnern gleichzeitig verhältnismäßig dünn besiedelt ist, sind selbst in touristischeren Regionen die Distanzen groß und die Fortbewegung tricky. Um also nicht direkt im absoluten Nirgendwo zu landen, fiel meine Entscheidung auf die klassische (und damit auch deutlich touristischere) Backpacking-Route entlang der East-Coast. Knapp 3.000 Kilometer von Cairns nach Sydney.
Knapp 3.000 Kilometer Roadtrip. Eines der Dinge, die ich am geordneten westlichen Leben in Südostasien nämlich besonders vermisst hatte, war die gefühlt grenzenlose Freiheit, die man beim Reisen mit dem eigenen Auto hat. Endlich Platz für mehr als nur den Backpack, endlich geschützt bei schlechtem Wetter, endlich zu den Lieblingssongs auf maximaler Lautstärke mitsingen und dabei durch die Landschaft cruisen; Vibes only und irgendwie ein Stück deutsche DNA! Weil Australien abseits von Tempolimit 110 und Linksverkehr darüber hinaus der Roadtrip-Country schlechthin ist, war das ganze also beschlossene Sache. Endlose Straßen, weite Distanzen, Off-Road-Drives und schlafen, wo ich will. Die Idee, ein eigenes Auto zu kaufen, musste aus Zeitgründen zwar aufgegeben werden, mit einem Mietwagen war die passende Alternative aber schnell gefunden.
Weil man im Vorhinein abseits der PKW-Klasse das genaue Modell beim Mieten allerdings nicht erfährt, war die Spannung bei Ankunft am Airport von Carins natürlich groß und die Müdigkeit nach fast 15 Stunden Reisezeit zweitrangig. Fast schon nervös saß ich so wenige Minuten später das erste Mal seit über einem halben Jahr wieder hinter einem Lenkrad. Abseits der etwas ungewohnten Position auf der rechten Seite war ich mit dem roten Toyota RAV4 aber direkt mehr als zufrieden und aktivierte statt Blinker an der ersten Kreuzung zur Begrüßung den Scheibenwischer. Wer auch immer die Idee hatte, den Blinker (anders als in Großbritannien) ebenfalls auf die rechte Seite zu verlagern, wollte Europäer einfach nur ärgern!
Part I: Die Idee mit dem Roadtrip




Part II: Im Osten zurück im Westen
Ansonsten gestaltete sich das Autofahren am anderen Ende der Welt aber einfacher als gedacht. Überall kostenfreie Parkplätze, wenig Verkehr und Straßen in absoluter Spitzenqualität. Den Kulturschock gab es dafür an anderer Stelle. Angekommen im ersten Hostel fiel mir direkt auf, dass die meisten Gäste sich über Arbeitszeiten und/oder Küchentipps statt Adventure und Travelplanung unterhielten. Während in Südostasien die meisten Unterkünfte nicht mal eine eigene Küche besaßen, standen hier fast ganztätig Gäste hinter dem Herd und überall lagen Namensschilder, um seine eigenen Lebensmittel zu beschriften.
Selbst kochen?! Zuhause immer gerne, aber beim Reisen in semi-cleanen Hostelküchen eigentlich überhaupt nicht mein Ding. Auch der sonst übliche Wäscheservice, den man in South-East-Asia regelmäßig für ca. 1-2 € pro KG bekam, existierte plötzlich nicht mehr. Stattdessen Waschmaschinen, Trockner und Bügeleisen zum Selbstbedienen.
Mit dem Gedanken „Whatever, so teuer kann das doch eigentlich nicht sein“ ging es dennoch fast schon trotzig wie gewohnt zur Feier des Tages ins Restaurant. Ergebnis: 40$ 💸 Immerhin australische Dollar also umgerechnet ca. 25 €. Deutsche Preise könnte man meinen. Nachdem ich mich aber zwischenzeitlich an Dinner für 5 € gewöhnt hatte, einfach mal das fünffache. Westlicher Lifestyle heißt wohl auch westliche Preise. Irgendwie logisch. Für mich aber ein maximaler Reverse-Culture-Shock. Genauso wie der erste Besuch von Woolys/Coles (sozusagen die australischen Pendants zu Edeka und REWE). Geordnete Regale mit Auswahl hatte ich das letzte Mal im August 2023 gesehen und seitdem eher zwischen Märkten und kleinen 7-Elevens verkehrt. Entsprechend orientierungslos irrte ich daher durch die ewig langen Regalreihen und hielt am Ende genau zwei Bananen und eine Dose Cola in der Hand. Einkaufen, wie ging das nochmal?
Immerhin auf Bargeld konnte endlich wieder verzichtet werden und meine sonst immer mitgeführte Bauchtasche im Auto bleiben. Egal wo und wann, Kartenzahlung per Handy war (selbst auf dem Flohmarkt?!) kein Problem und der erste Schock über die hohen Kosten ließ psychologisch durch die fehlende haptische Wahrnehmung beim Zahlen per Handy zunehmend nach. Frei nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn und im Vergleich zur in Deutschland (leider) immer noch üblichen Bargeldkultur eine wirklich wohltuende Abwechslung. Nachdem auch die australische SIM-Karte endlich funktionierte, ging es also rein in die ersten Abenteuer.
Allerdings erstmal Solo. Wie zuvor schon erwähnt, waren die meisten Hostelgäste in Cairns nämlich nicht zum Reisen, sondern zum Arbeiten. Durch die einfachen Voraussetzungen für das Working-Holiday-Visa, das auch für ungelernte Arbeiten hohe durchschnittliche Einkommen und die schnelle Verfügbarkeit von Jobs (Hire & Fire) ist Australien in der Backpacking-Welt so etwas wie der Place-to-earn-Money. Selbst wenn man nur etwas länger durch das Land reisen möchte, führt aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten häufig kein Weg am Arbeiten vorbei. Als Full-Time-Traveler war ich insofern eher eine Ausnahme und durfte gerade in Cairns feststellen, dass die meisten Working-Traveler während der Arbeitswochen wenig am Kennenlernen neuer Leute interessiert und häufig deutlich jünger (die klassische „Ich geh nach dem Abi erstmal ein Jahr nach Australien Lisa“ ist echt kein Klischee) waren. Dass ich mit Nord nach Süd zudem die deutlich ungewohntere Reiseroute an der Ostküste hatte, trug ebenfalls seinen Teil dazu bei.
Mit Tauchen am Great Barrier Reef, Krokodil-Safari am Daintree-River und Waterfall-Tour hatte ich aber auch so genug zu tun. Vor allem in Anbetracht der atemberaubenden Tierwelt, die ich dabei entdeckte. Auch im Vergleich zu Südostasien nochmal ein deutliches Upgrade. Wilde Kakadus und bunte Vögel überall, in der Stadt Flughunde und Leguane, im Regenwald Soundkulissen wie im Film und natürlich das erste Känguru. Unterwasser jede Menge Schildkröten, Haie und Korallen (dank Fotografen im Dive-Team ausnahmsweise sogar mit Fotos). Und natürlich die eher weniger beliebten Gäste in Form von Würfelquallen im Meer, Salzwasserkrokodilen im Fluss und unzähligen Mücken. Immerhin von den sonst klassischerweise im Kontext von Australien erwähnten Schlangen und Spinnen blieb ich abseits vereinzelter harmloser Begegnungen in der Distanz überraschenderweise verschont.


















Ebenso bemerkenswert war auch die Einsamkeit, die man beim Roadtrippen in Northern-Queensland schnell findet. Schon 20 Minuten außerhalb der Stadt gab es statt Häusern nur noch vereinzelte Farmen, auf den Straßen kaum Autos und selbst bei den eigentlichen Touri-Spots selten Gesellschaft. Nach so langer Abstinenz vom Autofahren aber überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Mit Ideen wie, Spurhalteassistent und Tempomat auf 5 km/h, um das durch die Landschaft rollende Auto von außen filmen zu können (klang in der Theorie besser als in der Praxis) und Off-Road-Drives zu remoten Viewpoints (abseits von Steinschlag in der Frontscheibe top) machte das Solo-Driven sogar richtig Spaß.
Zusätzlich konnte ich mich langsam, aber sicher an den australischen Alltag gewöhnen, Camping-Stuff organisieren und die Social-Battery noch etwas weiter aufladen. Am dritten Abend fand ich dann durch Zufall mit Yannick aus Bayern auch finally jemanden, der ebenfalls die Ostküste von Nord nach Süd travelte und konnte mit ihm am Folgetag Fitzroy-Island erkunden und das erste (nicht ganz günstige) Bier in Down Under trinken.
Part III: Planlos im Nirgendwo
Nachdem nach fünf Nächten das Camping-Setup organisiert und die Umgebung von Cairns weitestgehend erkundet war, sollte der Roadtrip nach Sydney dann so richtig starten. Ein kleines Problemchen hatte mein vorläufiger Reiseplan allerdings noch. Die East-Coast-Adventures, die ich abseits meiner Camping-Stopps unbedingt erleben wollte, waren kaum verfügbar… Egal ob Diving-Trips, Bootstouren oder simple Hostelbetten. Gefühlt war in Australien alles Wochen im Voraus ausgebucht. Planlos geht der Plan los funktionierte plötzlich mal so gar nicht und trotz toller Landschaft ging meine Laune zum ersten Mal seit einer Weile so richtig in den Keller.
In solchen Momenten allein im Nirgendwo mit seinen Gedanken zu sein, gehört sicherlich zu den schwierigsten Erfahrungen beim Solo-Traveln. Gleichzeitig sind es ebendiese Momente, die mir über die Monate gezeigt haben, meine Emotionen zu respektieren, ohne in ein mentales Loch zu fallen. Statt einfach aufzugeben, lag ich also mit 1000 Mücken irgendwo im Auto und begann die Tour-Organisatoren anzurufen und/oder Mails zu schrieben. Vielleicht ist ja doch kurzfristig ein Spot frei geworden. Oder auch nicht… Nach fünf vergeblichen Anrufen war die Laune nämlich noch mehr im Keller.
Gezwungenermaßen tourte ich also die nächsten Tage relativ zeit- und planlos entlang der Ostküste, wo es mir irgendwie schwerfiel, die riesigen menschenleeren Strände und Wasserfälle wirklich zu genießen. Immerhin die vereinzelten Begegnungen mit der australischen Tierwelt waren kleine Highlights. Besonders skurril gestaltete sich beispielsweise mein Versuch einen Kasuar (sieht aus wie ein Vogelstrauß aus der Urzeit), den ich auf dem Weg nach Etty Bay beim Straße überqueren entdeckte, zu fotografieren. Ahnungslos wie ich war, näherte ich mich dem menschengroßen Vogel bis auf wenige Meter als plötzlich ein vorbeifahrender Australier mir völlig entgeistert signalisierte, sofort wegzurennen. Die Kasuare seien bekannt für ihre Aggressivität und keinesfalls ungefährlich.
Ebenso besonders aber deutlich entspannter verliefen meine ersten Begegnungen mit den unglaublich süßen Wallabys (Mini-Kängurus) und Koalas auf Magnetic Island. Während ich dort fast die gesamte Insel an einem Vormittag zu Fuß überquerte und am Strand den dank der Zeitverschiebung am Montagvormittag laufenden Super Bowl schaute, kam plötzlich eine Benachrichtigung auf mein Handy, die die Laune schlagartig verbesserte. „Hey Pascal, we got a last Minute-Spot for the Airlie Beach Boat-Tour!!!“ Fast im gleichen Moment ein Call von einer naheliegenden Tauchschule über die Bestätigung für einen der spektakulärsten Tauchgänge in Australia. Von 0 auf 100 in weniger als einer Stunde. Plötzlich hatte ich wieder einen festen Zeitplan, plötzlich ging der Roadtrip so richtig los!














Part IV: Goon, gute Laune & Group-Adventures
Nach dem wunderschönen Sunset auf dem Castle-Rock hieß es am nächsten Morgen also früh das Zelt zusammenpacken und direkt nach Ayr fahren, von wo es gegen 08:00 Uhr zum Schiffswrack der SS Yongala gehen sollte; neben dem Great-Barrier-Reef der Tauchgang schlechthin in Northern Queensland. Eigentlich gibt es hier selten Details zu Touranbietern aber mit Yongala-Dive, der vermutlich kleinsten, aber auch familiärsten Tauschule, die ich bisher kennenlernen durfte, hatte ich einen so großartigen Tag, dass ich jedem der jemals nach Townsville geht, nur empfehlen kann, dort zu tauchen. Angefangen beim gemeinsamen Vorbereiten des Boots, über den wirklich genialen Tauchgang am über 100 Jahre alten Wrack bis hin zum tollen Instructor-Team und dem kostenfreien BBQ im Anschluss war einfach alles stimmig.
Einzig die knapp zweistündige Fahrt im Anschluss nach Airlie Beach gestaltete sich deutlich anstrengender als gedacht. Weil auf meinen Instagram-Aufruf zu neuen Musikideen aber derart viel Input (von Black Pumas bis Haftbefehl) kam, konnte ich die Müdigkeit irgendwie ignorieren und einfach die neuen Songs auschecken. Angekommen in Airlie gab’s im Zimmer dann die nächste Überraschung. Mit Yannick war ein alter Bekannter im selben Room wie ich und wie sich herausstellte, verpassten wir uns auf Magnetic Island nur um Minuten. Viel Zeit für Party blieb allerdings nicht, da am nächsten Morgen die Tour auf die Whitsunday-Islands auf dem Programm stand.
Drei Tage lang durch eine der schönsten Regionen Australiens segeln. Dazu 50 andere Traveler auf dem Boot und BYO-Drinks (BYO = Bring your own; in Australien tatsächlich relativ normal, weil die Lizenzen zum offiziellen Alkoholverkauf/-ausschank nicht so einfach zu bekommen sind). Weil Bootspartys ohnehin immer funktionieren, wusste ich eigentlich schon vor Abfahrt, dass es gut werden würde. Die Erwartungen wurden aber trotzdem übertroffen. Angefangen beim Whitehaven Beach, dem schönsten Strand, den ich je gesehen habe (und trust me, ich habe viele gesehen), über MVP-Roommates (Josh & Darren) und andere Buddys (Malou, Bram, Gizbert u.v.m.) bis hin zu wilden Nächten inklusive Afterparty war einfach alles dabei; auch die ersten Berührungspunkte mit dem (kriminell günstigen) Aussie-BYO-Klassiker: Goon aka Tetra-Pack-Wein. Frei nach Markus Rühl: Muss nicht schmecke, muss wirke!








Weil zurück in Airlie Beach ansonsten wenig zu tun war während ich auf meine nächste Bucket-List-Experience wartete, blieb ich dem Party-Backpacking-Lifestyle gleich noch ein paar weitere Nächte treu; mentale Ablenkung sozusagen. Denn auch wenn ich bekanntermaßen das Gegenteil von Höhenangst bin und eigentlich für jeden Adrenalinkick zu haben bin, kam vor dem bevorstehenden Fallschirmsprung aus 5.000m Höhe selbst bei mir etwas Nervosität auf. Dass es dann unmittelbar vor dem Abflug in Strömen regnete und nicht gerade windstill war, erhöhte die Entspanntheit auch nicht wirklich. Whatever! 20 Minuten später stand ich wieder mit beiden Beinen auf dem Erdboden, mein Adrenalinlevel war gefühlt über 1.000 und mein Mund hörte nicht auf zu Grinsen. Kaum in Worte zu fassen dieses unglaubliche Feeling! Definitiv nicht der letzte Skydive.
Noch völlig übereuphorisiert ging es im Anschluss aber zurück in die Realität. Bis nach Brisbane standen noch über 1.000 Kilometer auf dem Tacho und aufgrund des immer näher rückenden Ankunftsdatums von zwei Freunden aus Deutschland, musste ich langsam, aber sicher weiterziehen. Weg von Hostelbetten und Partynächten und zurück in den Solo-Roadtrip-Camping-Lifestyle. Nach den intensiven Tagen in Airlie gar nicht mal so einfach.
Hatte ich auf der einen Seite zwar wieder richtig Bock, mehr von der australischen Landschaft und Tierwelt zu sehen, war auf der anderen Seite Solo-Camping am Strand nicht immer so romantisch, wie es im ersten Moment vielleicht klingen mag. Aufgeweckt durch nächtliche Gewitter und Starkregen oder Sandfliegen, die absoluten Endgegner der stechenden Insekten, war wirklich guter Schlaf eher selten zu finden und die Erschöpfung sowie die Einsamkeit trotz großartiger Campingspots zunehmen größer.
Immerhin hatten die kurzen Nächte auch ihre positiven Seiten. Einen traumhaften Sonnenaufgang allein am Strand genießen zu dürfen oder morgens vom Sound des Regenwalds geweckt zu werden sind einfach Moment, die man nur beim Camping findet. Wenn man dann noch spontan Gesellschaft von einer Känguru-Family bekommt, werden die Momente absolut unvergesslich und die kurze Nacht völlig egal.




















Generell war es irgendwie die Tierwelt, die mich gerade in Queensland am meisten faszinierte. Auf meinem Weg nach Noosa Heads gab’s daher statt dem gefühlt hundertsten Strand den wirklich coolen Besuch einer Krokodilfarm (inklusive 5m Salzwasserkrokodilfütterung) und die tolle Erfahrung, Meeresschildkröten beim abendlichen Schlüpfen am Strand beobachten zu dürfen. Auch wenn ich beides schon unzähligen Male während meiner Kindheit in Tierdokus gesehen hatte, war die Live-Version trotzdem absolut verblüffend.
Viel mehr gab es auf dem Weg nach Süden in der Region ansonsten aber nicht zu erleben und weil ich nach einigen Nächten im Zelt auch endlich mal wieder ein richtiges Bett haben wollte, ging es relativ straight nach Noosa, um finally auch in Australien das erste Mal aufs Surfbrett zu springen. Wie das mit Hostels aber manchmal so ist, gab’s statt Surf in den Folgetagen viel Party, mit Roommate Kyle aus Kanada den zweiten Exoten, der von Nord nach Süd unterwegs war und spontan den lang ersehnten Last-Minute-Spot für eine weitere sehr geile Overnight-Tour. Ganz ohne Surf wollte ich schlussendlich auch nicht weiterziehen und stand so immerhin am dritten Tag leicht angeschlagen zum ersten Mal in Australien auf dem Board. Fazit: Mit Instructor war das auf den Philippinen irgendwie einfacher😅
Aber auch weniger adrenalinreich. Deshalb ließ ich mich von den Startschwierigkeiten nicht beirren und stand bereits zwei Tage später wieder auf dem Board. Am Double-Island-Point bei Rainbow Beach gab’s dabei nicht nur die erste 4-Wheel-Drive-am-Strand-Erfahrung, sondern auch die angeblich längste Welle Australiens, bei der ich diesmal deutlich erfolgreicher und vor allem länger surfen konnte 🏄♂️
















Hauptgrund für meinen Aufenthalt in Rainbow Beach war der Surf allerdings nicht. Das beschauliche Örtchen wurde vielmehr angesteuert, um von dort auf die größte Sandinsel der Welt „K’Gari alias Fraser Island“ zu gelangen und das nächste Gruppen-Tour-Overnight-Adventure zu erleben. Wie zuvor erwähnt, gab’s in Noosa nämlich neben jeder Menge Party auch die erfreuliche Nachricht einen weiteren Last-Minute-Spot ergattert zu haben. Programm diesmal: Drei Tage mit 4WD-Drive-Autos durch die Wälder und Strände von K’Gari cruisen, abends die Nächte mit den anderen Travelern im Camp verbringen, kein Internet und natürlich wieder BYO. Dass kann nur gut werden!
Und das wurde es! Mit Pippies Beachhouse hatte ich diesmal zwar eine kleineren Touranbieter, dafür aber die Besten. Angefangen beim überragenden Guide Steve, der so ziemlich alle Aussie-Klischees in sich vereinte und mit seiner Mischung aus fast schon in die Gleichgültigkeit mündender Entspanntheit und überragenden One-Linern einfach eine absolute Legende war, gab’s ein tolles Camp und selbstverständlich (insbesondere in Car 4) wieder jede Menge neue Travel-Buddys, Storys und Momente.
Das erste Mal selbst hinterm Steuer sitzen und mit dem 4WD über den endlosen Strand von Fraser Island cruisen, abends beim Beobachten der Sterne plötzlich Besuch von vier Dingos bekommen oder einfach gemeinsam mit den Anderen aus Car 4 das Abendessen für die komplette Gruppe im Camp vorbereiten und im Anschluss ein Musik-Battle im Rave-Cave starten. Fraser Island war mal wieder Good-Vibes-Only und für drei Tage verantwortlich für viel zu viele großartige Momente. Um es mit den Worten von Steve zusammenzufassen: Dominate or be dominated. You definetly dominated!
Dominaten musste ich auch die Müdigkeit bei der unmittelbar folgenden Autofahrt. Während der Rest der Gruppe sich nach der Rückkehr in Pippies Beachhouse ausruhte und auf die After-Party vorbereitete, hieß es für mich nach kurzem Goodbye nämlich drei Stunden nach Süden driven. Mal wieder zeitlich eng getaktet, sollten dort nämlich kurz vor Mitternacht zwei bekannte Gesichter aus der Heimat ankommen, um mich fortan bis nach Sydney zu begleiten. Und ganz ehrlich, die Vorfreude war riesig! Denn was ist besser als Solo-Roadtrip? Natürlich Roadtrip zu dritt! Und was ist besser als Traveln mit Strangern? Natürlich Traveln mit den Jungs aus der Heimat!
Finally wirklich angekommen im Land Down Under und den Aussie-Klassiker "Khe Sanh" auf maximaler Lautsärke pumpend, ging es so mit exakt 110 Km/h über den zunehmend breiter werdenden Highway Richtung Brisbane - beziehungsweise "Brizzy". Neben unzähligen Grußformeln von "G'Day Mate" bis "How's going" hatte ich nämlich insbesondere eine Aussie-Eigenart bereits maximal adaptiert. Alles was mehr als eine Silbe hat, wird abgekürzt und abgewandelt; egal ob "Avo" für Avocado, "Arvo" für Afternoon oder schlicht "See you" statt langen Verabschiedungen. Dazu noch maximal undeutlich sprechen und man ist quasi Australier. Entsprechend wurde mein persönliche Favorit "Have a good One" spätestens seit Woche zwei bei jeder Gelegenheit perfektioniert. Nicht nur weil die ersten drei Wochen nach leichten Startschwierigkeiten wirklich "a good One" waren, sondern auch, weil irgendwie klar was, dass in den folgenden Wochen noch viele "good Ones" dazukommen würden.
XOXO Pallo





















