Family First - Besuch aus Deutschland zwischen Bangkok und Hanoi
Ich bekomme Besuch aus Deutschland. Gemeinsam mit meinem Cousin von Thailand bis in den Norden Vietnams. Klingt schon gut, war aber tatsächlich noch viel besser - Erfahrt hier warum
Pallo XOXO
10/31/202319 min read
I’m sorry. Eigentlich hatte ich ja versprochen, spätestens alle vierzehn Tage ein Travelupdate zu veröffentlichen. Wie es aber manchmal so ist, war in den vergangenen drei Wochen kaum eine Gelegenheit zu finden, um sich dafür mal hinzusetzen. Neben einem echt intensiven Travel-Programm von Koh Samui (Südthailand) bis Ha Giang (Nordvietnam) war daran teilweise auch meine Familie schuld. Zumindest im übertragenen Sinne. Nach drei Wochen entspanntem Solo-Traveling hatte ich in den vergangenen drei Wochen nämlich den ersten Familienbesuch aus Germany in Form meines Cousins Marcel. Gemeinsam mit ihm ging es knapp 2.000 km von Bangkok bis Hanoi. Drei Länder, drei Wochen, weit mehr als drei Happy Waters und jede Menge Storys, die es zu berichten gilt.
Meet-Up in Thailand
Eigentlich sollte ich kurz vor Mitternacht in Bangkok ankommen. Im Anschluss ein paar Stunden schlafen und am nächsten Morgen per Flieger nach Phnom Penh (Kambodscha). Marcel war bereits seit drei Tagen in der Stadt und hatte ein Hotelzimmer, in dem wir uns treffen wollten. Nach drei wirklich geilen Wochen On-My-Own hatte ich mittlerweile wieder maximal Bock auf Traveling-Together bekommen und saß also voller Vorfreude auf die vor uns liegende, gemeinsame Zeit im Bus aus Koh Samui. Wie so oft läuft in Südostasien aber nicht immer alles nach Plan und so wurde aus „kurz vor Mitternacht“ erst 1 Uhr, dann 2 Uhr und im Endeffekt 3 Uhr. Weil meine SIM-Karte natürlich genau am letzten Tag in Thailand ablaufen musste, hatte ich zu allem Überfluss auch keine Möglichkeit Marcel irgendwie in Kenntnis zu setzen oder zu erreichen und musste hoffen, dass sein Hotel auch nachts geöffnet war. Ca. um 3:30 Uhr hatte ich dann endlich Gewissheit. 24-Stunden-Rezeption! Yes! Völlig übermüdet also die nette Thailänderin an der Rezeption bequatscht, mich mit dem Haustelefon Marcel anrufen bzw. vielmehr wecken lassen zu dürfen und hoch zu seinem Zimmer für die offizielle Begrüßung und immerhin drei Stunden Schlaf.
Ein kleiner Vorgeschmack auf die vor uns liegende Zeit. Wenig Schlaf, intensive, erlebnisreiche Tage und vor allem jede Menge Spaß waren bei dem ambitionierten Plan, in drei Wochen von Bangkok nach Hanoi zu reisen und dabei so ziemlich jeden Spot mitzunehmen, nämlich mehr oder weniger garantiert.
Kambdoscha in fünf Tagen
Mit drei Stunden Schlaf im Gepäck ging es also am nächsten Morgen per Flieger nach Phnom Penh, Kambodscha. Zusammen reist es sich bekanntlich anders als allein; vor allem wenn die Reisezeit, wie bei Marcel, limitiert ist. Aus diesem Grund hatten wir uns bereits vorab für das verhältnismäßig kleinere und unspektakulärere Kambodscha nur fünf Tage eingeplant und wollten den Löwenanteil unserer Zeit im deutlich größeren und vielfältigeren Vietnam verbringen. Auf dem Programm standen also eine Nacht in Phnom Penh und drei Nächte in Siem Reap.
Die erste Überraschung gab es direkt bei der Einreise. Selbst mit deutschem Reisepass muss bezahlt werden und zwar bar in US-Dollar, obwohl die offizielle Währung eigentlich der kambodschanische Riel ist?! Marcel hatte zum Glück vorgesorgt, sodass wir zahlen konnten. aber das Währungssystem in Kambodscha ist für mich rückblickend trotzdem das Chaotischste, das ich bisher kennengelernt habe. Offizielle Währung ist nämlich nicht nur der kambodschanische Riel, sondern gleichzeitig auch der US-Dollar. Zahlungen kann man überall mit beiden Währungen abwickeln und dabei auch teilweise in US-Dollar und teilweise in Riel zahlen. Ob man das Wechselgeld allerdings in Riel oder US-Dollar zurückbekommt, ist ebenso Zufall wie das Ergebnis einer Abhebung an einem ATM. Manchmal US-Dollar, manchmal Riel, manchmal beides. Immerhin der faktische Wechselkurs ist relativ einfach zu durchschauen. 4.000 Riel ergeben einen US-Dollar. Beim ersten Breakfast nach unserer Ankunft in Phnom Penh waren Marcel und ich aber trotzdem maximal verwirrt, als das Wechselgeld für einen Zehn-Dollar-Schein aus einer Handvoll Riel-Scheinen bestand.
Phnom Penh selbst war eine klassische südostasiatische Großstadt. Jede Menge Gewusel, Ampeln nur als Deko und überall Roller bzw. TukTuks. Nachdem wir das klassische Phnom-Penh-Programm in Form der ziemlich interessanten und bedrückenden Killing-Fields aus der Zeit des Khmer-Regimes erledigt hatten, stand am Abend unseres ersten Tages der Hauptgrund für unseren Aufenthalt in der Stadt an. Internationaler Spitzenfußball! In der AFC-Cup (asiatische Euro-League) Gruppenphase stand der heimische Phnom Penh Crown FC im 50.000 Zuschauer umfassenden National-Olympic-Stadium dem Shan United FC aus Myanmar gegenüber und wir wollten natürlich live dabei sein. Gerade für Marcel, der als passionierter Groundhopper schon in über fünfzig Ländern Fußball geguckt hatte, ein Pflichtevent und auch ich wollte mir meinen dritten Länderpunkt nach Portugal und Deutschland sichern. Vom Spielanteil und Ergebnis mit 4:0 für Phnom Penh zwar eine ziemlich deutliche Angelegenheit. Bei Eintrittspreisen von umgerechnet vier Euro aber die Erfahrung zwischen den einheimischen Fans absolut wert.






Apropos Pflichtprogramm! Vermutlich gibt es kein anderes Land der Erde, was sich mehr über eine einzige Sehenswürdigkeit definiert als Kambodscha. Egal ob Nationalflagge oder Riel-Scheine. So ziemlich überall in Kambodscha ist ein besonderer Tempel omnipräsent. Die Tempelanlagen von Angkor bei Siem Reap. Allgemein bekannt unter dem Namen des größten Tempels, Angkor Wat. Pflichtprogramm! Auch für uns. Deshalb gleich am zweiten Tag in Kambodscha per Bus nach Siem Reap.
Dort angekommen galt es zuerst einen TukTuk-Fahrer für den nächsten Tag zu organisieren, um die weitläufigen Tempelanlagen auf eigene Faust und im eigenen Tempo entdecken zu können. Weil die im Internet offerierten Touren häufig maßlos überteuert sind und ich allgemein kein Fan von Reise-Guides bin also einfach den erstbesten Fahrer in der Stadt angesprochen und siehe da: Für nur 10$ hatten wir direkt und ohne größere Verhandlung unseren eigenen ganztätigen Local-Driver gefunden, der sogar bereit war, uns am frühen Morgen für den Sunrise in Angkor War abzuholen. Abseits des recht hohen Eintrittspreises von 35$, den man nicht vermeiden kann, kommt man wohl kaum günstiger und flexibler durch die Tempelanlagen. Weil zu viel Sparsamkeit aber auch nicht mein Ding ist, kam ich im Anschluss immerhin noch auf die grandiose Idee, spontan eine lange Hose zu kaufen, um meine Knie in den Tempeln bedecken zu können. Eigentlich wusste ich da zwar schon, dass bei Männern ohnehin niemand etwas gegen kurze Hosen sagt, die Hose nicht wirklich passt und lange Hosen bei den Temperaturen in Kambodscha generell Quatsch sind. Aber naja. Nach Angkor am nächsten Morgen also mit kurzer Hose, niemand hat etwas gesagt und die 5$-Hose ungetragen verschenkt🦊 Angkor selbst war erwartungsgemäß beeindruckend, erwartungsgemäß touristisch und insgesamt an einem Tag mit ca. 10 Stunden gut zu schaffen. Hierzu gibt es im Internet aber schon so endlos viele Berichte, dass ich mich hier lieber kurzfasse.












Neben Angkor gab es außerdem einen zweiten Grund für die insgesamt drei Nächte in Siem Reap. Das Nachtleben! Bereits in Deutschland die ein oder andere Nacht gemeinsam durchgefeiert, wollten mein Cousin und ich den Start unserer gemeinsamen Zeit natürlich auch in Südostasien gebürtig feiern. Mit dem Mad Monkeys hatten wir uns das passende Hostel bereits gesucht und mit dem abends stattfindenden Pub-Crawl auch zufälligerweise genau den richtigen Tag gewählt. Wie gewohnt bleiben Party-Storys im Block eher unter Verschluss. Die Willkommensfeier für Marcel war aber definitiv gelungen und wäre fast sogar mit der ersten richtigen Abzock-Story geendet. Während ich schon im Hostel schlief, wurde Marcel von seinem TukTuk nicht von Club zu Hostel, sondern ins absolute Nirgendwo im Umland von Siem Reap gefahren und sollte dort plötzlich sein Geld hergeben. Mit der Travel-Erfahrung aus über 50 Ländern und dem durch mindestens 10 Bier erlangten Selbstvertrauen ließ sich Marcel aber nicht aus der Ruhe bringen, machte dem TukTuk-Fahrer lautstark klar, was Sache ist und wurde dann doch zum „Normalpreis“ am Hostel abgeliefert.


Vietnam - Saigon bis Hue
Nach unspektakulärem Katertag inklusive wirklich überragender Massage und Dinner war unser Programm für Kambodscha abgeschlossen. Vor uns lag ein längerer Traveltag nach Saigon (oder Ho-Chi-Minh-Stadt). Normalerweise eher skeptische gegenüber Landgrenzen verlief der Wechsel von Kambodscha nach Vietnam überraschend reibungslos. Während gerade US-Amerikaner mit unzähligen Formularen und Dokumenten umständlich irgendwelche Nachweise erbringen mussten, bekamen wir mit dem Zauberwort „deutscher Reisepass“ ohne nähere Kontrolle und Kosten 45 Tage visumsfreien Aufenthalt.
Angekommen im Homestay in Saigon, dass mir vor allem durch ein unglaublich enges Treppenhaus in Erinnerung geblieben ist, war für den nächsten Tag klassisches Touri-Programm angesetzt. Um Zeit zu sparen wollten wir dabei die Besichtigung der Tunnelanlagen aus dem Vietnamkrieg und die Bootsfahrt auf dem Mekong-Delta an einem Tag machen. Insgesamt nicht außergewöhnlich spektakulär gab es dabei doch diverse, mitunter skurrile First-Times für Marcel und mich. Während wir beispielsweise durch die Tunnelanlagen gingen und die Fallen aus der Zeit des Vietnamkriegs besichtigten, waren in der Distanz häufiger und zunehmend lauter Schüsse zu hören. Anfangs als kleiner Touri-Spaß zur Intensivierung der Erfahrung abgestempelt, wurde uns schnell klar, dass auf dem ehemaligen Kriegsgelände tatsächlich ein Schießstand mit echten Waffen aus der Zeit des Vietnamkriegs von der vietnamesischen Armee betrieben wird. Und zwar nicht zu Trainingszwecken, sondern als Touri-Attraktion. Egal ob AK47, M16, RPK oder MG. Gegen Bezahlung konnte man hier alles ausprobieren. Vielleicht etwas pietätlos war ich von der Chance, einmal mit einer AK47 zu schießen sofort angefixt. Bereits in Phnom Penh gab es solche Angebote (bei denen man gegen entsprechend höherer Bezahlung angeblich auch Kühe mit Handgranaten sprengen könne😞), die wir aus Zeitgründen aber skippen mussten. 10 Schüsse später hatte ich in Vietnam dann zum einen kein funktionierendes Gehör mehr und zum anderen die Erkenntnis, dass der Rückstoß und die Kraft der Waffe verdammt einschüchternd sind, eine AK47 unglaublich heiß werden kann und ich so etwas vermutlich nie wieder machen werde. Respekt an alle, die tagtäglich in dem Bereich aktiv sind. In Zeiten wie diesen, aber doch lieber weniger statt mehr Waffen auf der Welt 🙏
Ein weiterer recht absurder Programmpunkt bei der Tour war der Besuch eines Fischerdorfs im Mekong-Delta, in dem die Zubereitung lokaler Schokolade gezeigt werden sollte. Sicherlich Bestandteil des Besuchs war der Fokus vor Ort allerdings eher auf etwas anderes gerichtet; Schlangen! Erst gab es die mehr oder weniger freiwillige Möglichkeit, eine lebende Python für Fotos um den Hals zu hängen, was gerade für Schlangenliebhaber Marcel 😉 eine Grenzerfahrung bedeuten sollte. Im Anschluss durfte man dann bestaunen, wie die Schlangen nach ihrem Tod in Kanistern mit Alkohol für sogenannten Schlangenwein eingelegt werden: „It will make you stronger, and your Dong will grow longer!“ Kostprobe natürlich auch inklusive und bei der Wirkung kaum abzulehnen 🍆


Auch Vietnam ist verdammt long (dafür aber ziemlich dünn). Von Süden bis nach Norden sind es über 1.600km, für eine Zugfahrt von Saigon bis Hanoi brauch man über 24 Stunden und das Land teilt sich in drei Klimazonen. Weil im Süden neben Saigon wenig Highlights existieren ging es für uns per Flieger also weiter in die Unesco-Weltkulturerbestadt Hoi An in Zentralvietnam. Im Internet hatten wir zwar viel über das regnerische Oktoberwetter in der Region gelesen, waren aber zuversichtlich, dass wir wieder Glück mit dem Wetter haben werden.
Wir hatten kein Glück… In Hoi An bestimmten Dauerregen, bewölkter Himmel und überflutete Straßen den Alltag. Von der bei Sonnenschein vermutlich ziemlich malerischen Altstadt und dem bei Nacht einzigartig beleuchteten Fluss bekamen wir dementsprechend wenig mit. Als spontanes Alternativprogramm ging es daher zwischen Leinenhemd-Shopping und dem vermutlich besten Dinner in Vietnam (Co Mai Restaurant Hoi An – Tuna-Steak war ein Gedicht) für ein paar Golf-Abschläge auf die Driving-Range. Gleichermaßen ahnungslos machten wir es dabei nach über 200 Abschlägen zwar immer noch mehr schlecht als recht. Neben ziemlich viel Spaß war aber tatsächlich so etwas wie ein Lerneffekt zu erkennen und die 150m oder das ca. 25m hohe Absperrnetz wurden mehrfach überschritten.










Nach zwei Tagen im Dauerregen hatten wir langsam aber sicher auch für das Alternativprogramm kaum noch gute Ideen. Weiterziehen nach Hue klang da nach einem passenden nächsten Schritt. Nur wie? Auf dem Weg wollten wir unbedingt den spektakulären Hoi-Van-Pass mitnehmen. Die meisten Busse nutzen anstatt des Passes aber den deutlich schnelleren Tunnel und ein Privattaxi war preislich deutlich zu hoch. „Warum nicht einen Roller One-Way mieten? Scheiß auf das Wetter! Vielleicht haben wir ja sogar Glück und während der Fahrt klart es auf.“ Unsere Schnapsidee, bei Dauerregen 160km Roller von Hoi An nach Hue zu fahren, war offiziell geboren. Ist ja nur ein bisschen Regen und bekanntlich machen bad Ideas the best memories. Am nächsten Morgen also mit leichtem Gepäck auf die Roller.
Was dann folgen sollte, war die vermutlich nasseste und bisher wildeste Rollerfahrt meines Lebens. Das Wetter spielte natürlich nicht mit. Warum auch? Es regnete bereits seit drei Tagen dauerhaft und auch im Wetterbericht war keine Besserung angesagt. Geblendet von der Hoffnung auf einen Wetterumschwung fuhren wir so erst nach Da Nang und dann über den Hoi-Van-Pass bei strömendem Dauerregen. Bereits nach 20 Minuten gab meine Regenjacke auf und auch das Regencape von Marcel kam schnell an seine Grenzen. An Umkehren war wegen der One-Way-Miete aber nicht zu denken und auf eine komische Art und Weise gewöhnten wir uns zunehmend an die Nässe und die Kälte. Es machte fast schon Spaß durch die riesigen, teilweise knietiefen Pfützen zu fahren und auf dem sonst recht touristischen Pass fast allein zu sein. Die Aussicht war wegen des grauen, nebligen Himmels de facto zwar nicht existent, das Erlebnis dafür umso größer.


Zumindest bis wir realisierten, dass nach dem Pass weitere zwei Stunden Fahrt bis nach Hue nötig waren. Die Straßen ähnelten jetzt eher einer Autobahn, das Adrenalin vom Pass ließ nach und die Kälte wurde spürbarer. Zusätzlich gab es von den gelegentlich entgegenkommenden Trucks, die uns völlig ignorierten, eine Breitseite von Spritzwasser, sodass man spätestens hier wortwörtlich von Kopf bis Fuß nass war. „Durchziehen, hilf ja nichts“, dachten wir uns und entschieden, die zwar etwas längere, dafür aber deutlich ruhigere Route abseits der Autobahn zu nehmen, um zumindest den Trucks zu entgehen. Fast der Größte Fehler auf einer ohnehin schon wilden Tour! Im letzten Ort vor Hue stand das Wasser nämlich derart hoch auf der Straße, dass unsere Roller kaum noch vorankamen und der Motor unter Wasser nur noch seltsame Geräusche von sich gab. Entgegen der Warnung der Einheimischen versuchten wir trotzdem weiterzufahren und kamen tatsächlich gerade so durch die überflutete Stelle und schließlich irgendwie in Hue an. Auf eine warme Dusche hatte ich mich vermutlich selten so sehr gefreut.
Neben der warmen Dusche hatte Hue für uns wenig zu bieten. Wegen des anhaltenden Dauerregens gingen wir nur für das Nötigste für die Tür und entschieden uns, so bald wie möglich in den hoffentlich sonnigeren Norden Vietnams weiterzuziehen. Optimale Chance dafür bot der am Abend des zweiten Tages nach Ninh Binh fahrende Nachtzug, den wir ohnehin auf dem Weg nach Hanoi mindestens einmal ausprobieren wollten. Diverse Diskussionen im Hotel später hatten wir hierfür auch ausgehandelt, bis 17 Uhr im Zimmer bleiben zu dürfen, um die warme Dusche noch einmal vor Abfahrt genießen zu dürfen. Weil wir vom für die Zwischenzeit angesetzten Besuch des in der Nähe von Hue liegenden verlassenen Wasserpark natürlich wieder ziemlich durchnässt zurückkamen, war dies neben der schnellen Weiterreise auch die absolut beste Entscheidung in Hue.


Vietnam - Good Vibes im Norden
Am frühen Morgen des nächsten Tages in Ninh Binh finally Sonnenschein!!! Dazu Homestay mit Pool, jede Menge Zeit und plötzlich wieder richtig Bock auf Erlebnisse. Neben dem Touri-Klassiker Bootstour (die Guides rudern hier einfach mit den Füßen?!), stand für uns die erste Südostasien-Fahrradtour an. Abgesehen von der absoluten Schrottplatzqualität der Fahrräder und der Tatsache, dass unser Homestay dafür auch noch jeweils 50.000 Dong (ca. 2 €) haben wollte, eine ziemlich geile Sache. Angefangen an einem unspektakulären Tempel fiel mir bei der Planung des Rückwegs eine interessant aussehende Straße bei Maps auf, die wir natürlich direkt abfahren sollten. Begeistert von der umliegenden Landschaft geriet ich dabei so in Gedanken, dass ich das schwarze Etwas vor mir auf der Straße überhaupt nicht wahrnahm. Erst im letzten Moment wurde mir schlagartig bewusst, dass sich direkt vor mir eine nicht ganz so kleine Schlange über die Straße schlängelt. Der Versuch zu bremsen war natürlich viel zu spät, sodass die Schlange wohl oder übel dran glauben musste und von mir überfahren wurde. Mindestens genauso erschrocken wie ich, verschwand die Schlange daraufhin blitzschnell im angrenzenden Gestrüpp. Während Marcel und ich das Erlebnis immer noch nicht ganz realisiert hatten, sahen wir den bis dahin hinter uns fahrenden Local-Vietnamesen plötzlich ebenfalls in das Gestrüpp springen, in das gerade die Schlange verschwunden war. Mit dem offensichtlichen Ziel die Schlange zu fangen, zerschlug er Äste und Büsche, hielt sogar einen weiteren Local zur Unterstützung an und versuchte dabei erfolglos per Handzeichen irgendetwas zu erklären. Vor uns sprangen also zwei Vietnamesen mit Macheten im Gestrüpp rum und versuchten eine Schlange zu fangen, die ich gerade überfahren hatte. Neuer Platz 1 der skurrilsten Erlebnisse in Südostasien.


Auch das Nachtleben in Ninh Binh (bzw. Tam Coc) war endlich wieder etwas belebter. Wegen der frühen Abreise am nächsten Morgen eigentlich nur zum indischen Essen gestartet, stolperten wir auf dem Rückweg erst in eine Art vietnamesische „Call-on-Me-Tanzgruppe“, bei der etwa 40 Frauen zu musikalischen Klassikern der 80er-Jahre auf dem Marktplatz tanzten und dadurch überraschend viel Stimmung auslösten. Angefixt davon sahen wir dann anliegend eine Art umgebauten Partybus, auf dessen Dach zwar wenig los war, dafür umso lauter Karaoke gesungen wurde. Genau mein Ding! Zwei Minuten später mit einem Norweger und einem Australier angestoßen und im Anschluss „99 Luftballons“ mit vier Holländern performt. Wenig später hatten wir auf dem Partybus so eine Stimmung erzeugt, dass das komplette Dach des Busses voll war. Spontan ist doch immer am besten!
Vermutlich hätten wir auch noch deutlich länger in Ninh Binh gefeiert. Weil für den nächsten Morgen aber eine fast ganztägige Busfahrt nach Ha Giang anstand, ging es ausnahmsweise mal etwas früher ins Bett. Unsere Arbeit auf dem Partybus war ohnehin getan und zufällig konnten wir so auf dem Heimweg unsere erste Runde Federfußball (Da Cau) spielen bzw. ausprobieren.






Ha Giang war selbstverständlich wegen des mittlerweile auf jedem Backpacking-Vietnam-Berichts als Pflichtprogramm ausgewiesenen Loops unser Ziel. Vier Tage mit dem Motorrad durch die nördlichste Provinz Vietnams sollten demnach wahnsinnige Aussichten, spektakuläre Straßen und jede Menge Spaß bieten. Auf dem Weg nach Ha Giang entschieden wir uns, die Tour beim vermutlich größten Anbieter Jasmine-Hostels zu machen und als Vollprofi auf zwei Rädern natürlich selbst zu fahren. Ohne Führerschein wegen der vielen Polizeikontrollen zwar ein gewisses Risiko, dafür aber das volle Erlebnis. Nachdem am nächsten Morgen Formalien geklärt und die Rucksäcke gepackt auf den Bikes waren, wurden die ca. 100 Teilnehmer in 9 Klein-Gruppen eingeteilt. Unter der Leitung von dem Mann mit tausend Namen (Dao, Zi oder doch Gaffa?!) landeten wir in Team 6.
Die dann folgenden vier Tage kann man vermutlich am ehesten mit Klassenfahrt beschreiben; und zwar einer absolut überragenden. Tagsüber gemeinsam auf den Bikes durch den Loop. Abends gemeinsames Dinner und Feiern in Homestays. Team 6 mit zwei Australierinnen (Cedona und Alkira), drei Briten (Jack, Adam und Charlotte), einem Südafrikaner (Ben), einem Belgier (Bouly), einem Kanadier (Sewar) und drei Deutschen (Daniel, Marcel und myself) harmonierte dabei von Anfang an so gut, dass man bereits am ersten Abend das Gefühl hatte, sich schon lange zu kennen. Auch in puncto Happy-Water-Trinkfestigkeit wurde gleich klargemacht, dass Team 6 die Nummer 1 ist. Egal ob beim Bankdrückwettbewerb im Lunch-Restaurant, den üblichen „Es-Muss-Alles-Aufgegessen-werden-Challenges“, der spontanen Mini-Party auf dem Boot, den unzähligen Runden Da Cau oder dem Sundowner-Schwimmen im Fluss waren die Vibes in Team 6 einfach immer maximal Good. Tagsüber sogar ohne Happy Water. Vermutlich könnte ich an dieser Stelle noch hundert weitere Storys und geile Momente der Tour aufzählen. Manchmal gilt wohl aber: Nur der Augenblick kann uns Momente geben, die wir im Jetzt und Hier erleben. Einfacher ausgedrückt: Manchmal muss man einfach dabei gewesen sein.












Auch der Ha-Giang-Loop selbst sollte mit Views, Straßen und den Menschen nicht enttäuschen. Fast dauerhaft atemberaubende Fahrten durch Bergstraßen, kleine Dörfer, Brücken und Täler. Dazu unglaublich viele freundliche vietnamesische Kids, die per Handschlag vom Motorrad gegrüßt werden konnten, vietnamesisch Unterricht von unseren dauerhaft gut gelaunten Guides (Duma😏) und die ein oder andere Wanderung. Auch den Polizeikontrollen konnten wir dank der guten Absprache der Guides umgehen. Ha-Giang-Loop definitiv die unangefochtene Nummer 1 in Vietnam!










Ein bekanntes Phänomen nach einer sehr euphorischen Zeit ist ein emotionales Loch, in das man fällt, sobald es vorbei ist. Beim Reisen bekannt als sog. Post-Travel-Depression hatte ich meinen emotionalen Tiefpunkt, nachdem wir als Abschluss des Loops in das Jasmine-Hostel zurückgekehrt waren. Ursache war allerdings nicht meine mentale Gesundheit, sondern vielmehr meine erste Lebensmittelvergiftung. Mit flauem Gefühl im Magen wartete ich so eine gefühlte Ewigkeit sehnsüchtig auf den Bus, der uns zurück nach Hanoi bringen sollte und stieg schlussendlich mit einem gewissen Unbehagen ein. Sind ja nur sechs Stunden. Das werde ich schon irgendwie aushalten…. Mein Magen dachte sich leider etwas anderes. Immerhin hatte ich mir kurzfristig noch eine Plastiktüte mit auf die Fahrt genommen. Meine Adiletten sollten trotzdem nicht ganz verschont bleiben (ich vermisse euch jetzt schon; RIP🥲). Traveln ist eben ein Up and Down.
Zurück in Hanoi war meine Lust auf großartige Unternehmungen entsprechend gering. Immerhin zur ersten kleinen Reunion mit Team 6, das zum Großteil ebenfalls eine weitere Nacht in Hanoi verbrachte, konnte ich mich aufraffen, um dann doch wieder zu merken, dass der Körper weiterhin Ruhe braucht. Driving-Range 2.0, Länderpunkt Vietnam (Cong An Ha Noi vs Binh Dinh / 1:1), Trainstreet und die Not für neue Schlappen waren dann aber Grund genug, langsam wieder ins Leben zurückzukehren.




Ein Schlusspunkt stand der gemeinsamen Zeit von mir und Marcel schließlich noch bevor. Zwei Tage Cat-Ba-Island! Unmittelbar angrenzend an die weltbekannte Ha-Long-Bay, genauso schön aber deutlich weniger touristisch. Eine Nacht auf einem Boot auf dem Wasser und eine Nacht im Hotel auf Cat-Ba-Island. Beim Loop noch zwei der Älteren, ließ sich bereits auf der Anreise erahnen, dass wir diesmal zu den Jüngeren gehören sollten. Neben Familys hatten sich nämlich vor allem ältere Pärchen auf die Tour gebucht, sodass wir von einem deutlich ruhigeren Abendprogramm ausgingen. Ausgingen, weil meistens alles anders kommt, als man denkt. Mit zwei Britinnen und einer deutschen Family wurde die Karaokeparty auf dem Meer erst gegen Mitternacht auf mehrfaches Drängen der Crew beendet. Persönliches Highlight die astreine Cro-Performance vom erst 10-jährigen deutschen John.
Nach Kajak- und Fahrradtour sowie erneuter Schlangenweinverkostung (Dong will grow longer😉) ging es für unseren letzten gemeinsamen Tag nach Cat-Ba-Island. Hier wartete schon das halbe Team 6 mit Ben, Adam und Charlotte auf uns, um den letzten Abend nochmal gemeinsam zu feiern. Gesagt, getan und mit dem Besuch einer echten Private-Room-Karaoke-Bar, wo von Ikke Hüftgold (Deutschland) bis Prime Circle (Südafrika) alles gesungen wurde, nochmal etwas absolut Neues gemacht.




Weil ich spontan beschloss, noch eine Nacht auf Cat-Ba zu verlängern, um Alkira, Jack und Cedona wiederzusehen und im Anschluss mit Ben nach Sapa zu fahren, hieß es am nächsten Morgen Abschied nehmen. Groundhopper Marcel hatte noch ein Spiel in Hai Phong auf der Agenda und musste im Anschluss von Hanoi zurück nach Deutschland. Nach drei wirklich geilen gemeinsamen Wochen also Goodbye und Gute Heimreise. Marcel, es war mir ein Fest!
Ein weiteres Fest sollte für mich unmittelbar folgen, denn auch mit dem Rest von Team 6, das zwischenzeitlich in Cat Ba angekommen war, ging es nach Beach-Fußball und Schwimmunterricht wieder an die Bar. Erst weit nach Mitternacht hieß es dann auch hier von Cedona, Jack und Alkira Abschied nehmen, um am nächsten Morgen (nach der doch etwas ungewohnten ersten Nacht allein) mit Ben per Bus nach Sapa zu fahren.
Weil wir bekanntlich Organisationstalente sind, hatten wir das gemeinsame Buchen des Busses abends aber irgendwie verpeilt und während ich bereits ein Ticket hatte, konnte Ben den Bus für den nächsten Tag nicht mehr buchen. Gegen 2:30 Uhr kam dann auch Alkira, von der ich mich gerade verabschiedet hatte, auf die Idee, uns nach Sapa zu begleiten und stand vor derselben Herausforderung wie Ben. Nach einem ziemlichen Hin und Her via WhatsApp, Instagram und Telefonaten mit dem Busanbieter gab es immerhin eine Stunde vor Abfahrt doch eine frohe Botschaft. Alle haben ein Ticket. Alle fahren im selben Bus nach Sapa.
Ebenso skurril und spontan wie die Anreise, sollte unsere Zeit in Sapa werden. Nach Ankunft um 0:00 Uhr klingelte bereit um 04:30 Uhr der Wecker, um gleich am ersten Tag den höchsten Berg Vietnams zu besteigen. Ein Taxi wurde zwar schnell gefunden, am Eingang zum Nationalpark wurden wir aber direkt von einer ziemlich übereifrigen Parkrangerin abgefangen und durften uns anhören, dass ohne Guide keine Wanderung möglich ist. Nachdem auch unser anschließender Versuch, die Rangerstation zu umgehen, scheiterte, konnte wir immerhin einen überragenden Sonnenaufgang über dem bergigen Sapa beobachten, bevor wir zu Fuß auf der Straße wieder Richtung Sapa liefen.
Nachdem wir auf dem Weg zufällig ein Taxi gefunden hatten und wieder in Sapa ankamen, versuchten wir nach richtigem Frühstück erstmal erfolglos einen Rollerverleih zu finden, um dann ohne Roller auf spontan eine Trekkingtour durch das Tal zu beginnen. Planlos ging also der Plan los und sollte sogar ziemlich geil werden. Vor allem weil der Vibe zwischen Ben, Alkira und mir einfach passte. Von dem maximal skurrilen Touri-Dorf „Cat-Cat-Village“ liefen wir bis La Dao fast 20km, kamen durch abgelegene Dörfer, wo uns gerade die Local-Kids freundlich begrüßten, sahen unzählige Wasserbüffel (mit denen Alkira noch unzähligere Bilder machte😜), quatschten über so ziemlich jedes Thema (u.a. das interessante Sexualleben von Hühnern) und freuten uns über die vielen zuckersüßen Hundewelpen in der Gegend. Die Suche nach dem Taxi zurück nach Sapa gestaltete sich zum Abschluss zwar wieder deutlich schwieriger als gedacht, gelang im gefühlt fünften Hotel dann aber doch. Zum Abschluss gab‘s eine grauenhafte Massage und eine durchschnittliche Pizza.




„Farewell Ben“, waren meine ersten Worte am nächsten Tag. Aus Zeitgründen musste Ben nämlich langsam aufbrechen, um vor den Rückflug nach Südafrika noch Ninh Binh abchecken zu können. Am vorletzten Tag in Sapa gingen Alkira und ich also zu zweit auf Erkundungstour. Diesmal tatsächlich einen Rollerverleih in einer Privatwohnung eines Locals gefunden, fuhren wir zu zweit bei nicht mehr ganz so gutem Wetter also zum erstbesten View-Point auf Maps. Dort durften wir dann halb erfroren feststellen, dass der Eintritt mit 500.000 Dong (ca. 20 €) maximal überzogen ist und setzten uns stattdessen in das wie ein Kostümverleih wirkende Kaffee am Parkplatz. Kaffee 1 von 10, Katze 10 von 10.
Irgendwie an den Regen gewöhnt wurde der Rückweg nach Sapa tatsächlich nochmal eine ziemlich geile Experience. Erst fiel uns ein vom Nebel fast verschluckter Mini-Viewpoint auf, der selbst mit dem grauen Himmel tolle Fotomotive lieferte. Dann kam Alkira auf die etwas verrückte aber rückblickend maximal geile Idee, den Silver-Waterfall ein Stück hochzuklettern. Rutschig wäre für diese Klettertour wohl maßlos untertrieben. Weil man für Instagram aber gerne mal bisschen ins Risiko geht, war ich natürlich sofort dabei. Nach gemeinsamem Dinner als Abschluss des wirklich nicen Tages musste ich mich dann auch von Alkira, die ebenfalls nach Ninh Binh weiterziehen wollte, verabschieden. Hope to see you again, Ben & Alkira 🤞🤞🤞








Fortan also wieder komplett am Solo-Traveln gab es in Vietnam noch eine letzte Mission für mich. Mount Fansipan, der höchste Berg Vietnams, hatte beim ersten Versuch zwar an der Rangerstation geendet. Als passionierter Alpinwanderer konnte ich mich damit aber nicht zufriedengeben. Mit Minh hatte ich in der Zwischenzeit einen teuren aber wirklich korrekten Guide für die Wanderung gefunden und auch das Wetter sah gut aus. Um 6 Uhr morgens ging es also per Roller zur Rangerstation und von dort diesmal knapp 4 Stunden im Nebel 1.400hm bergauf und knapp drei Stunden bei Sonnenschein bergab. 24km später, dann wieder ziemlich erschöpf zurück im Tal und die Mission erfüllt. Dank der Luftfeuchtigkeit von durchweg knapp 90% sicherlich eine der intensivsten Wanderungen, die ich bisher gemacht habe. Gleichzeitig aber auch ein wunderschöner Trail und die in Europa nicht zu findende Erfahrung von Dschungel auf 3.000m Höhe. Für mich das Ende meiner Zeit in Vietnam, für Minh mit Plastiksandalen und barfuß „just another day in the office“.



Last but not least XOXO to all the People that made the time in Combodia and Vietnam unforgettable. Miss U already <3