Becoming Full-Aussie - Team Welli auf dem Weg nach Sydney

Australia Part II - Drei Wochen in denen das Leben einfach perfekt war. Mit den Jungs aus der Heimat geht es weiter entlang der East-Coast. Aussie-Transformation, Byron Bay, Goon und Good Vibes. Dazu Solo-Adventures von Sydney bis nach Melbourne.

Pallo XOXO

4/25/202416 min read

27.02.2024, 0:30 Uhr - Airport Brisbane: „Sind am Passenger Pick-Up“. Yes, finally!!! So langsam wurde es nämlich echt schwierig, im geparkten Auto nicht einzuschlafen. Zum Sonnenaufgang noch voller Energie auf Fraser Island aufgewacht, war 18 Stunden und knapp 250km später eigentlich das maximale Müdigkeitslevel erreicht. Aber ich hatte ja versprochen, die Jungs abzuholen. Und ich hatte auch Bock, die Jungs abzuholen, die 30 Stunden Anreise von Wellerode bis Brisbane hinter sich hatten. Irgendwo zwischen Müdigkeit und Hype war die Begrüßung insofern eher eine emotionsarme Mischung aus kurzer Umarmung und jeder Menge Erleichterung. Umso größer wurde die Vorfreude dafür, als mir nach den ersten Metern auf der Straße langsam bewusstwurde, nach über drei Wochen endlich nicht mehr allein im roten Toyota zu sitzen, sondern mit Linus erstmals einen Beifahrer und mit Kai erstmals jemand auf der Rückbank zu haben. Team Welli in Down Under war jedenfalls vereint und (nach erfolgreichem Nachholen von Schlaf) ready für drei Wochen Abenteuer auf dem Weg nach Sydney.

Drei Wochen: In Deutschland gefühlt ein Monat, in Down Under gefühlt eine Woche. Dementsprechend blieb für großartige Eingewöhnung abseits von einem Erholungstag in Brisbane wenig Zeit. Weil die City darüber hinaus eher unspektakulär ist, stand als kleine Willkommenstour direkt an Tag 2 Mount Beerwah auf dem Programm, der durch seine Nähe zur Sunshine Coast für unseren Reiseplan perfekt gelegen war und nach einer einstündigen Wanderung eine überragende Aussicht bieten sollte. Unschlagbare Argumente, die Linus und Kai beim Vorab-Briefing direkt überzeugten.

Part V: Aus eins mach drei

Part VI: Nahtoderfahrungen mit Nachtisch

Überzeugten, bis auf der Info-Tafel zur Wanderung geraten wurde, nur bei hervorragenden Bedingungen tatsächlich aufzubrechen und stets einen Helm mitzuführen. Mit „so wild wird das schon nicht sein“ konnte ich die Zweifler zwar vorläufig beruhigen, als wir wenig später aber tatsächlich am Fuß von Mount Beerwah ankamen, halfen Worte nur noch bedingt. Statt einfacher Wanderroute lag vor uns eine karge, steile Felswand, die mehr in die Kategorie „Klettern“ als „Wandern“ fiel. Nachdem dann auch noch mein Demonstrationsversuch der ersten Kletteretappe mit einem Fast-Sturz endete, war die Euphorie endgültig verflogen. „Sorry Pallo, aber das ist eine Nummer zu krass!“ Und auch wenn mir das Eingeständnis echt schwerfiel, Kai hatte definitiv recht.

Ganz aufgeben wollte ich allerdings noch nicht. Irgendwo in einer Google-Rezession hatte ich von einer Alternativroute mit weniger Schwierigkeiten gelesen, die ich mir zumindest kurz ansehen wollte. Immerhin waren wir über eine Stunde gefahren, um den Berg zu erreichen. Fünf Minuten später standen wir also an leicht veränderter Position vor der immer noch ziemlich steilen und genauso kargen Felswand. Dank des schrägen Aufstiegs hatte die Route aber diesmal wirklich Potenzial und mein Bauchgefühl sagte mir unmissverständlich: Es wird sich lohnen!

Erstmal mussten aber Kai und Linus etwas Sicherheit am Fels bekommen, um entscheiden zu können, ob sie sich die Tour wirklich zutrauen. Hier unsicher und unkonzentriert zu klettern, wäre nämlich schlicht fahrlässig. Entsprechend war unsere Idee, zur Eingewöhnung ein paar Meter entlang der Felswand zu gehen und dann final zu entscheiden. Als wir so wenige Minuten später relativ problemfrei oberhalb der „Schlüsselstelle“ der Standardroute ankamen, war die Entscheidung klar. Wir ziehen durch!

Leichter gesagt als getan. Der geskippte Beginn der Standartroute sollte zwar tatsächlich der schwierigste Part der gesamten Tour bleiben, der Rest war aber nur unwesentlich einfacher. Mit jedem Meter, den wir nach oben gingen, wurde zudem die Sorge über den bevorstehenden Abstieg größer. Dazu noch praller Sonnenschein ohne Schatten bei UV-Index 13. Als schließlich meine Musikbox aus der Tasche fiel und wir zusehen konnten, wie sie unaufhaltsam den gesamten Berg runterrollte, war die volle Nervosität zurück und ich in ernsthafter Sorge, Kai und Linus zu sehr gedrängt zu haben.

Was allerdings auch größer wurde, war der Ehrgeiz der Jungs. Fürs Aufgeben war es einfach zu spät. Vor uns lag schließlich nur noch 1/5 der Strecke. Mit dem Ziel vor Augen und keinem Blick zurück also rein in den Endspurt entlang der Wand und nach knapp einer Stunde plötzlich oben. Wie aus dem Nichts eröffnete sich hinter dem letzten Felsvorsprung eine gefühlt endlose, atemberaubende Aussicht über die „Glass House Mountains“ und für einen Moment war alles andere egal. Wir hatten es geschafft!

Oder auch nicht… Nach Snacks, Fotos und Aussicht genießen wurde nämlich zunehmend klar, dass wir denselben Weg nochmal gehen/klettern dürfen. Wir hatten eigentlich nur 50% geschafft. Nach Aufstieg kommt bekanntermaßen Abstieg. Genauso steil, genauso ausgesetzt. Immerhin die Trittsicherheit war mittlerweile deutlich besser geworden und dank des Adrenalins war jeder maximal konzentriert. Dazu noch unsere Spezialtechnik „Spinne“ und der Abstieg verlief überraschenderweise deutlich einfacher als gedacht. Schon nach knapp 30 Minuten standen wir wieder vor der schier endlos wirkenden Felswand vom Anfang. Durchatmen, kurzer Handschlag, jede Menge Erleichterung und natürlich auch ein gewisser Stolz. Wir hatten nicht aufgegeben und Mount Beerwah erfolgreich bezwungen. Um das auch entsprechend zu zelebrieren, wurde statt Camping kurzerhand ein Motel für die Nacht gebucht, beim erstbesten „BWS“ (Alkohol-Shop) für einen Drink gehalten und spontan ein ziemlich geiles Dinner in der Motel-Küche gezaubert.

Apropos Food zaubern: Statt der sonst üblichen Budget-Ernährung in Form von Pasta-Pesto mit Thunfisch oder Peanutbutter-Banana-Sandwiches gab es dank der Jungs endlich die Möglichkeit zu mehr Flexibilität, Kreativität und Spontanität beim Kochen. Allein eine leckere Mahlzeit zuzubereiten war (abseits von Nudeln) häufig einfach zu teuer und/oder zu zeitintensiv. Zu dritt ging plötzlich Arbeitsteilung, zu dritt ging Kostenteilung und zu dritt machte Kochen mit Drink und Musik (auch in schäbigen Hostelküchen) richtig Spaß. Insbesondere wenn man dabei einen so überragenden Küchenchef wie Linus im Team hatte. French-Toast zum Frühstück, Aussie-BBQ an einem der unzähligen Public-Grillplatten in Australien oder (für Hostelküchen fast schon dekadent) Steak mit Süßkartoffelpommes. Wenn schon Kochen, dann richtig!

Und wenn schon Trinken, dann richtig! Statt Fusel-Goon probierten wir in unserer Brizzy-Zeit das erste richtige Aussie-Wein-Tasting. Belegen in den Tamborine Mountains ging es zur Witches-Fall-Winery, wo wir in einem nahezu perfekten (ebenfalls leicht dekadenten) Ambiente unser nicht ganz so perfektes Weinwissen („sehr rund“) unter Beweis stellen durften. Dazu dank der Boys endlich derselbe Humor, Updates aus der Heimat und keine mittlerweile fast nervigen „Where are you from?“ und „How long have you been traveling for?“ Konversationen.

Endlich wieder Gesellschaft nach über sieben Wochen Solo-Traveln bedeutete für mich aber auch eine gewisse Umstellung. Plötzlich gab es wieder einen festen Zeitplan, plötzlich konnten Übernachtungsplätze für die Nacht nicht mehr super spontan gesucht werden und plötzlich gab es bei einer dreiköpfigen Reisegruppe mitunter drei unterschiedliche Interessen. Was es allerding nie gab, waren ernsthafte Organisationsschwierigkeiten. Team Welli war auch Team Kompromiss. Während Linus und ich beim Wrack der HMAS-Brisbane tauchten, genoss Kai den Tag (inklusive leckerem Sonnenbrand) am Strand und während ich nach über drei Wochen in Down Under schon absolut an die omnipräsente Tierwelt gewöhnt war, ging es für Kai und Linus ins Wildlife-Sanctuary. Abseits von den die beiden sichtlich begeisternden Iguanas, gönnte das australische Wildlife auf dem Weg nach Sydney nämlich nicht sonderlich viel. Sobald eins der global bekannten gelben Warnschilder auftauchte, wurde zwar fast schon verzweifelt nach Kängurus und Koalas Ausschau gehalten, nachdem die tagelangen Versuche aber erfolglos blieben, war der Kompromiss eben das Sanctuary.

Part VII: Full-Aussie

Die meiste Zeit war Team Welli aber natürlich gemeinsam unterwegs. So auch auf der Tagestour nach Moreton Island. Gebucht für das actionreiche Programm (inklusive 4WD am Beach, Sandboarden und Schnorcheln), gab es dank der beiden Aussie-Guides zusätzlich jede Menge skurrile Memories. Bereits der Start verlief mehr als nur holprig. Aus Verfügbarkeitsgründen waren wir Last-Minute bei einem kleineren Touranbieter untergekommen, von dem wir gegen 09:00 Uhr am Fähranleger in Empfang genommen werden sollten. Mit deutscher Pünktlichkeit um 08:55 Uhr am Anleger wusste aber niemand von uns. Nicht mal der Name unseres Touranbieters war den anderen Anbietern, die bereits auf dem Weg zur Fähre waren, bekannt. Als sich dann auch noch bei der in der E-Mail hinterlegten Telefonnummer nur der Anrufbeantworter meldete, wurde das Gefühl zunehmend größer, auf einen Scam-Anbieter reingefallen zu sein. Das Geld war schließlich schon bezahlt…

20 Minuten später und die Fähre schon fast am Ablegen kam dann mehr als nur Last-Minute doch noch ein letzter Kleinbus mit zwei fast zahnlosen Guides vorgefahren. Wirklich verstehen konnte man die beiden dank maximalen Aussie-Dialekts zwar nicht („Sorry guys, trafficsshitnbrizzy I reckon“) aber immerhin standen unsere Namen auf der Liste. Angekommen auf Moreton Island ging es dann sogar reibungslos direkt mit einem der Guides in den Toyota-Landcruiser und über Strand und Offroadtracks zum Sandboarden. Auf der Hinfahrt noch alles easy, offenbarte unser Guide auf der Rückfahrt allerdings, dass er am Vorabend von seinen Freunden zum Geburtstag überrascht wurde. Weil man als Vollblut-Aussie bei so etwas natürlich keine Spaßbremse sein will, hatte er natürlich bei den Drinks (und vor allem den „Fireball-Shots“) auch ordentlich zugeschlagen und erst relativ spät realisiert, am nächsten Morgen unsere Tour leiten zu müssen. Im Prinzip war er also noch total auf Restalkohol. So wie er das nach eigener Aussage eigentlich fast immer wäre. Schließlich würde er auch seinen eigenen Schnaps brennen, zur Qualitätskontrolle ständig probieren und das Ergebnis dann (mehr oder weniger) illegal verkaufen. Aber „no worries guys, I’ve been doing this tour for years and know how to handle a 4WD“.

Selbstverständlich absolut beruhigt durch diese Aussage, wollte unser Guide im Anschluss seine 4WD-Skills sogar nochmal praktisch unter Beweis stellen und einem entgegenkommenden Auto Platz machen. Während er über selbstgebrannten Schnaps philosophierte, machte er also den Rückwärtsgang rein und fuhr zur Seite. Die Rechnung hatte er dabei allerdings ohne den hinter uns befindlichen Baum gemacht, in den er wenige Sekunden später ungebremst krachte. Als er dann zur kollektiven Überraschung das Ganze nicht wirklich wahrnahm, das entgegenkommende Auto passieren ließ und tiefenentspannt, ohne einen Teil der Heckstoßstange, einfach weiterfuhr, wurde es zunehmend schwierig mit dem Ruhe bewahren. Erst auf Hinweis eines anderen Tour-Teilnehmers hielt er schlussendlich an, um das abgerochene Teil der Stoßstange aufzusammeln und den Unfall direkt in typischer Aussie-Manier („No worries, that’s alright“) runterzuspielen. Wenig später kamen wir dann zwar nochmal fast von der Straße ab, aber immerhin gab’s währenddessen weitere Insight-Infos über Drinks von Wodka über Tequila bis Rum. Und bevor ich es vergesse: Alles Gute nachträglich! Es war skurril, aber auch irgendwie ein Erlebnis. Wie sagt man doch so schön: „Mit jedem Geburtstag wächst die Sammlung schöner Erinnerungen.“ Oder einfach frei nach Peter Wackel: „Scheiss drauf, Geburtstag ist nur einmal im Jahr“.

Sichtlich inspiriert und fasziniert von so ziemlich allen Facetten unserer Drunk-Aussie-Guides, drehten sich auf der Weiterfahrt nach Gold Coast unsere Gedanken nahezu ausschließlich um das zuvor Erlebte. Weil gute Ideen bekanntermaßen oft in schlechten Zeiten entstehen, kam Team Welli so der fast schon geniale Einfall, selbst zum Aussie zu werden. Undeutliches Englisch-sprechen hatten wir schließlich schon drauf und viel-trinken-können, war naturgemäß Bestandteil der deutschen DNA. Fehlte nur noch der passende Look aka Mullet und Oberlippenbart. Ähnlich (aber weniger gefürchtet) als bei „Germanys next Topmodel“ war es also Zeit für das große Umstyling. Team Welli becomes Team Aussie.

Für Step 1 ging es dafür zum erstbesten Frisör in Gold Coast. Mangels geeigneten Barts dafür mit umso besserem Haircut war Kai nämlich prädestiniert für den Mullet, für den er sich nach Klärung der finanziellen Rahmenbedingungen auch bereit erklärte. Anfangs noch leicht skeptisch, war das Ergebnis eine glatte 10 von 10. Entsprechend wenig Schwierigkeiten hatten Linus und ich, im Anschluss ebenfalls die Aussie-Transformation durchzuführen. Frisur- und/oder haaranzahlbedingt gab’s zwar nur den Oberlippenbartstyle. Als man Team Welli bei der anschließenden Party aber tatsächlich für echte Aussies hielt, waren die Restzweifel an der Entscheidung verschwunden und ein gewisser Stolz in unseren Gesichtern kaum zu übersehen. Zumindest bis wir anfingen zu reden. Der deutsche Englischakzent klingt einfach gottlos dämlich und verrät am Ende jeden Fake-Aussie sofort.

Part VIII: Yeah, it's a Party in Byron Bay

Neben unserer erfolgreichen Aussie-Transformation standen in Gold Coast vor allem die ersten Berührungspunkte mit dem australischen Nachtleben auf der Agenda. Bisher primär fit & healthy unterwegs, war spätestens Kais Geburtstag Anlass genug, die wilde Mischung aus Clubs, Bars und Hosteltheken zu erkunden, die das australische Fake-Miami aka Surfers-Paradise zu bieten hatte. Weil darüber hinaus auch noch Wochenende war, gingen wir gleich mehrfach auf die Partymeile Orchid-Avenue, trafen neben diversen neuen Gesichtern mit Kanadier Kyle auch einen alten Bekannten und ich nutzte die Gelegenheit, um Kai und Linus zur Vorbereitung auf die anstehende Zeit in Byron Bay mit Goon vertraut zu machen.

Ja, Byron Bay… Was soll ich sagen?! Am passendsten ist vermutlich mein Aussie-Klassiker: We had a good One. Actually, we had a really good one. Actually, es war unglaublich. Angesetzt als ein Highlight auf dem Weg von Brizzy nach Sydney wurde es DAS Highlight von Brizzy nach Sydney. Statt vier Nächten blieben wir fast eine Woche. Und statt einer Nacht in der Piano-Bar, landeten wir fünfmal im Great Northern. Mit dem Vali hatten wir das perfekte Hostel und mit Claudia und Nadine die perfekten Roomies für den perfekten Sunset am Lighthouse. Tagsüber Surf, Schnorcheln und Roadtrips mit Dauergast Kyle zu einsamen Wasserfällen, offengelassenen Autos und Hippies in Nimbin. Abends ganz viel Goon, ganz viel Good-Vibes und ganz viel Good-People. Mit MVP-Collin aus LA durch die Art-Factory oder mit den Whitsunday-Boat-Girls aus Finnland ins Meer. Darüber hinaus Wiedersehen (inklusive Drop-Bear-Storys) mit Cedona, einer meiner Lieblingsaussies aus der Vietnam-Zeit. In Byron verflog die Zeit superschnell und blieb gleichzeitig stehen. In Byron machten wir nichts und trotzdem viel. Und über Byron könnte ich noch Seiten schreiben, ohne wirklich beschreiben zu können, wie gut es war.

Part IX: Tempus fugit

„Sollen wir doch noch eine Nacht verlängern?“ „Ich glaube, dass wird echt zu eng… Wir müssen ja noch nach Sydney kommen.“ Und bis dorthin lagen noch über 700km vor uns. Nach sechs Nächten in Byron hieß es also tatsächlich weiterziehen. Am Ende vermutlich primär aus Zeitgründen, irgendwie aber auch aus finanziellen (das Portemonnaie wurde in Byron verdammt schnell leer) saßen wir somit wieder zu dritt im Auto und stellten überrascht fest, dass wir für den Rest der Strecke nach Sydney eigentlich gar nichts geplant hatten. In Byron blieb zwischen Strand und Piano-Bar irgendwie alles auf der Strecke. Immerhin einen coolen Dive hatten Linus und ich rausgesucht. Kurz nach Abfahrt wurde der allerdings wegen schlechter Bedingungen an den South-West-Rocks abgesagt.

Whatever, „planlos geht der Plan los“ könnten wir ja mittlerweile ziemlich gut und so landeten wir auf dem Weg nach Sydney erst in Forster, wo wir eine der seltsam-gruseligsten Rezeptionistinnen Australiens kennenlernen durften und anschließend in Anna Bay, wo wir den schönsten Sonnenaufgang unserer Zeit in Down Under bewundern konnten. Zwischenstopp am Strand von Newcastle und plötzlich waren wir tatsächlich angekommen. Team Welli war in Sydney. Und nach diversen Schwierigkeiten bei der Parkplatzsuche (hätte man sich eigentlich im Vorhinein denken können…) auch im letzten Hostel der Tour. WakeUp Sydney Central; merkt euch den Namen!

Drei Nächte verblieben uns für die vermutlich bekannteste Megacity Australiens, die mit über 12.000 km² nicht nur mehr als 13-mal so groß wie Berlin ist, sondern von Beach bis Skyline auch eine unglaubliche Vielfalt an Erlebnissen zu bieten hatte. Weil es aber eben Sydney ist, war die Auswahl trotz Vielfalt super easy. Zwei Dinge, die vermutlich jeder schon mindestens einmal im Leben gesehen hat, lagen nur 40 Gehminuten entfernt unmittelbar beieinander und mussten für mindestens eine Instagram-Story abgecheckt werden. Die Rede ist natürlich vom weltbekannten Sydney Opera-House und der dahinter befindlichen Harbour-Bridge. Und genau dorthin ging es zuerst.

Und der Rest fügte sich irgendwie wieder von selbst. Surfer auf den Wellen von Bondi-Beach bis nach Cogee-Beach bewundert, bei den abendlichen zwei-drei Bierchen spontan „Fred Again“-Karten ergattert, dessen Show inklusive S-Bahn-Pre-Rave abgefeiert und zum Abschluss gemeinsam (natürlich wieder mit Kyle) bei Topwetter in die Blue-Mountains. Eigentlich ein ziemlich gelungenes Finish für Team Welli in Down Under.

Part X: Das Beste kommt zum Schluss

Eigentlich, weil da ja noch diese eine Nacht im Hostel war... Während Team Welli am vorletzten Abend erschöpft und gesundheitlich leicht angeschlagen zur Erholung frühzeitig ins Bett ging, nutzten unsere (bis dahin absolut sympathischen) Roomies die Nacht für den ein oder anderen Drink. An sich absolut legitim und in Hostels nicht ungewöhnlich. Als einer der Jungs nachts aber mit männlicher Begleitung zurückkam, um gegen 2 Uhr nachts Shirts zu tauschen(?!) wurde das Ganze etwas ungewöhnlicher; und wenig später völlig skurril.

But first things first: Schonmal was vom antidiuretischen Hormon (kurz ADH) gehört? Vermutlich nicht. Dahinter steckt ein Hormon, das unser Gehirn produziert, um unsere Nierenfunktionen zu steuern. Man könnte fast sagen, mit ADH steuert unser Gehirn unseren Harndrang. Trinkt man nun jede Menge Alkohol, stoppt unser Gehirn die Produktion von ADH mit der (vermutlich recht bekannten) Folge: Man muss vermehrt aufs Klo!

So weit, so gut und damit zurück in den Hosteldorm: Zwei Jungs waren gegen zwei Uhr nachts am Shirt-Tauschen als plötzlich auch unser zweiter Party-Roomie zurückkam. Sichtlich betrunken stolperte er zuerst in sein Bett, stand dank fehlendem ADH aber kurze Zeit später wieder auf und begab sich Richtung Toilette. Vier Schritte und den Ausruf „Oh shit, I need to pee!“ später, hatte er das Ziel seiner Reise zur kollektiven Überraschung allerdings schon erreicht. Immer noch im Raum stehend zog er sich kurzerhand die Hose runter, begann in den Mülleimer zu urinieren und legte sich im Anschluss sichtlich erleichtert auf bzw. neben Linus ins (falsche) Bett.

Eigentlich schon mehr als genug für eine wirkliche wilde Hostel-Night-Experience meldete sich, während Linus versuchte, den Engländer aus seinem Bett zu befördern, plötzlich auch noch der maximal seltsame Asiate aus einem der Top-Bunk-Betten zu Wort und gab in einer pseudo-gebetsartigen Weise verwirrende Sätze von sich. Als nach einfach nur skurrilen Äußerungen wie „God loves you!“ und „Please forgive me!“ dann plötzlich „Turn off the light, I have a knife“ von ihm gedroppt wurde, war das allerdhöchste Level an Absurdität endgültig erreicht und Kai und Linus am nächsten Morgen mehr als nur überzeugt: „Hosteldorm, nie wieder!!!“

Mussten sie abseits einer letzten (glücklicherweise) entspannten Nacht aber auch nicht. Schließlich war unweigerlich Time to say Goodbye und unsere gemeinsame Zeit in Down Under nach letztem Avo-Brekky und Rental-Car-Return (Ehrenmänner von Hertz ohne jegliches Interesse für den Steinschlag) vorbei. Gefühlt erst gestern von Team Welli zu Team Aussie transformiert, waren wir tatsächlich schon drei gemeinsame Wochen unterwegs. Die Zeit flieht einfach schneller in Australien; erst recht mit Good-Vibes und Good-Friends im Gepäck.

Part XI: (Fast) Allein im Großstadtdschungel

Während Kai und Linus also im Flieger zurück nach Germany saßen, hieß es für mich (mal wieder) Lifestyle umstellen. Nach sechs Wochen Dauer-Roadtrip gar nicht mal so einfach. Statt flexibel mit dem Auto überall hinfahren, plötzlich mit Bus & Bahn durch den Trubel von Sydney und statt Dauergesellschaft durch die Jungs plötzlich wieder jeden Tag neue Gesichter im Solo-Traveling-Alltag. Zumindest halbwegs: Der inoffiziell vierte Member von Team Welli, Kyle, war nämlich ebenfalls noch ein paar Tage in Sydney und natürlich im selben Hostel wie ich. Darüber hinaus waren mit Josh von den Whitsundays und Jack aus meiner Vietnamzeit gleich zwei weitere Reunions angesetzt.

Entsprechend wurden in den Folgetagen abends die Bars von Sydney mit den Jungs unsicher gemacht, am Saint-Patricks-Day zum Sunset auf einem Boot vor dem Opera-House getanzt und tagsüber zwischen Strand & Surf einfach in laid-back Bondi gechillt. Dank des kostenfreien Surf-Board-Verleihs im dortigen WakeUp-Hostel, konnte ich sogar mein erstes Mal Surflehrer spielen und Sympathie-Roomie Jana dabei helfen, erfolgreich auf dem Board zu stehen. Dank Talent von Schülerin und der ganzen Erfahrung des Lehrers 😜 natürlich innerhalb weniger Minuten🏄‍♀️🤙

Fünf Bondi-Nächte später war dann aber auch wieder Zeit für einen Tapetenwechsel. In der zweitgrößten Stadt Australiens stand als persönlicher Australia-Abschluss noch ein letztes Special-Event auf der Agenda. Eigentlich zwar kein großer Follower, hatten sich die Storys von Bestie Jannik, der ein Jahr zuvor beim selben Event war, so gut angehöhrt, dass ich beschloss, mal wieder (mehr oder weniger) Last-Minute ebenfalls Tickets zu ergattern und dem Ganzen eine Chance zu geben. Dem Ganzen bzw. dem jedes Jahr Ende März in Melbourne stattfindenden Formel 1 Grand Prix von Australien. Weil Melbourne überdies jede Menge Kultur, Bars und guten Kaffee zu bieten hatte, ging es also per Zug mit saftiger Verspätung a la Deutsche Bahn in die Hauptstadt Victorias.

Eigentlich nur für die F1 gekommen, sollte hier nochmal so ziemlich jeder Tag ein Erlebnis werden. Angefangen beim Spontanbesuch eines AFL-Match im legendären MCG, gab es neben dem wohl schönsten Wine-Tasting Australiens in Yarra-Valley auch spontan einen Drink mit Alina, einer (weiteren) Bekannten aus der Heimat und damit irgendwie auch Team Welli. Dazu war bereits vor dem Rennen am Sonntag die ganze City im F1-Fieber und an so ziemlich jeder Ecke von Melbourne konnte spontan einer der Marketingstände der Teams (inklusive Rennwagen) entdeckt werden.

Um darüber hinaus nicht völlig ahnungslos an der Rennstrecke zu stehen, schaute ich für meine ganz persönliche Rennvorbereitung bei jeder Gelegenheit die Netflix-Show „Drive to Survive“. Neben den zwei absoluten F1-Expertinnen Elise und Sel, die ich bei Hostelworld kennengelernt hatte und zum Rennen begleitete, wirkte ich so zwar trotzdem völlig überfordert. Aus meiner Vorbereitung hatte ich aber immerhin die Basics über Fahrer, Teams und Favoriten mitgenommen. Und ganz ehrlich: Viel mehr brauchte man abseits eines guten Spots an der Strecke, den wir dank der Expertise von Elise in Kurve 3 direkt gefunden hatten, auch nicht. Es wurde unerwartet laut, unerwartet intensiv, (dank des frühen Motorschadens von Dauersieger Max Verstappen) unerwartet spannend und insgesamt einfach ein unerwartet geiles Erlebnis.

Part XII: Nachspielzeit

Als Abschluss für meine Reise in Down Under angesetzt, war ich mit dem F1-Rennen eigentlich am Ende meiner knapp zwei Monate Australia angekommen. Eigentlich, weil mir mein Last-Minute-Verhalten doch noch ein letztes Mal einen Strich durch die Rechnung machen sollte. Auf der Suche nach Flügen zu meiner nächsten Destination, Fiji, durfte ich nämlich feststellen, dass erst knapp eine Woche nach meinem beabsichtigten Weiterreisetermin (bezahlbare) Flüge verfügbar waren. Nicht wirklich freiwillig nochmal eine Woche Nachspielzeit…

Nicht wirklich freiwillig, aber auch nicht wirklich schlecht. Mit dem Gedanken, „gibt sicherlich schlechtere Orte als Melbourne, um eine Woche zu überbrücken“, konnte ich mich schon nach wenigen Minuten mehr und mehr mit der Extra-Woche anfreunden. Nochmal eine Nacht durch die Clubs von Melbourne, nochmal die anderen Stadtteile entdecken und vor allem die Chance, doch noch den Melbourne-Touri-Klassiker „Great-Ocean-Road“ zu fahren.

Entsprechend war ich direkt am Handy, als fast im selben Augenblick jemand bei Hostelworld nach Travelbuddys für eine verlängerte Great-Ocean-Road-Tour suchte. Ein paar Nachrichten, etwas Organisation und eine gemeinsame Bingo-Nacht im Hostel später, war dann alles klar. Mit den beiden Holländerinnen Esmay und Senne spontan nochmal vier Tage Roadtrip 2.0.

Wieder mal jede Menge Viewpoints und Hikes, wieder mal jede Menge Adventure und wieder einmal jede Menge australische Tierwelt von Kängurus über Koalas bis Fuchs (?!). Bessere Travelbuddys als die beiden Dutchies hätte ich mir für Roadtrip 2.0 kaum ausdenken können. Ohne Eingewöhnungszeit waren die Vibes direkt wieder 10 von 10 und der Humor auf demselben Level. Auch wenn die Great-Ocean-Road an sich für mich eher in die Kategorie „nicht gerade überwältigend“ fallen sollte, war das ganze Roadtrip-Erlebnis durch das gemeinsame Drumherum mit den beiden wieder absolut einzigartig und ein weiterer Beweis, dass es nicht die Orte, sondern die Bekanntschaften und Erlebnisse sind, die Momente besonders machen.

In the End, it’s all about the people you meet!

Und großartige People hatte Australia so einige zu bieten. Cairns-Buddy Yannick, die Boys und Girls von den Group-Touren zwischen Whitsunday und K’Gari, Team-Welli-Member-4 Kyle, die Byron-Crew mit Claudia, Nadine und Collin, die Hostelworld-Meet-Up Girls Sel, Elise, Esmay und Senne, alte Bekannte wie Cedona und Jack, neue Bekannte wie Jana, Siri, Lewis, Dom und ganz viele mehr sowie Last-but-not-least die OG-Homies aus der Heimat: Kai, Linus und Alina!

Bleibt eigentlich nur noch eine letzte Frage vom Anfang: Warum stand Australien nie wirklich weit oben auf meiner Travel-Bucketlist? Acht Wochen Down Under konnten jedenfalls keine Antwort liefern. Im Gegenteil: Australien war abwechslungsreich in jeder Hinsicht, Erlebnis in jeder Hinsicht, anders in jeder Hinsicht und einfach überragend in jeder Hinsicht. Als jemand, der überall auf der Erde das nächste Adventure vermutet gibt es selten Orte, an die ich definitiv zurückkehren möchte. Während ich am letzten Tag vor Abflug allerdings dabei war, den Mietwagen in Melbourne zurückzubringen und dabei plötzlich feststellen durfte, dass mein Navi mich gerade über die noch vor wenigen Tagen als F1-Rennstrecke genutzte Straße führte, konnte ich mir das breite Grinsen einfach nicht verkneifen. Australien hatte mich wieder einmal überrascht. Auch wenn es nur eine Kleinigkeit war; Kleinigkeiten erzeugen Perfektion, aber Perfektion ist keine Kleinigkeit.

Australien hat mir jedenfalls noch lange nicht alle Kleinigkeiten gezeigt und war trotzdem irgendwie perfekt. Australia, I’ll definetly come back!

XOXO Pallo